Verleger David Neufeld über die Rolle der unabhängigen religiösen Verlage

Noch kreativer werden

23. Februar 2017
von Börsenblatt
Um sich als unabhängiger Verlag für religiöse Themen zu behaupten, braucht man ein klares Profil, hohes Qualitätsbewusstsein und Gespür für das, was notwendig ist. Einschätzungen von David Neufeld.

"Der Neufeld Verlag ist ein unabhängiger, inhaber­geführter Verlag mit einem ambitionierten Programm. Wir möchten bewegen, inspirieren und unterhalten." So steht es auf unserer Website und so drucken wir es auch in jedes Buch. Wir sind unternehmerisch völlig frei, und als Inhaber genieße ich den unerhörten Luxus, tatsächlich selbst zu entscheiden, was wir verlegen und was nicht.

Für diesen Luxus bezahlen wir allerdings auch. Durch unseren Anspruch, wirklich Topqualität zu liefern (zum Beispiel in Bezug auf Inhalt, Konzept, Herstellung und Umschlag­gestaltung), und durch unser sehr überschaubares Team müssen wir uns auf wenige Titel pro Jahr beschränken. In diesem Frühjahr bringen wir fünf Neuerscheinungen heraus – und kündigen dazu zwei Neuauflagen sowie unseren Down-­Syndrom-Kalender für 2018 an.

Wären wir nun ganz darauf angewiesen, dass unsere Novitäten innerhalb kürzester Zeit durchstarten und den Verlag zum großen Teil finanzieren, würde das kaum funktionieren. Hier kommt uns unsere besondere Programmstruktur zugute: Der Umsatzanteil unserer Backlist liegt weit über dem Durchschnitt. Händler bestätigen uns, dass unsere Novitäten vielleicht manchmal etwas länger brauchen, bis sie entdeckt werden. Dann aber laufe der Verkauf auch anhaltender.

Ein Blick auf unsere Top Ten im Jahr 2016 bestätigt das: Darunter sind zwei Titel von 2011 (den einen haben wir eben schon wieder nachgedruckt), einer von 2014, einer von 2015.
 
Bei der Programmplanung stellen wir Fragen wie diese: Was ist daran einzigartig? Inwiefern ist es hilfreich? Ist es echt, authentisch? Was ist daran neu? Was würde fehlen, wenn dieses Buch nicht erscheint? Wer wird von der Lektüre dieses Buchs profitieren? Inwiefern passt es zum Neufeld Verlag?

Dazwischen machen wir dann auch noch so verrückte ­Sachen wie Give-aways zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März, die wir ohne Gewinn an Elterngruppen oder Therapeuten weitergeben (dieses Jahr bedrucken wir einen Bleistift mit dem Mutmacher: "Ich bin spitze. Du auch!"). Macht das unternehmerisch Sinn? Rein betriebswirtschaftlich und vordergründig gedacht wohl kaum. Für uns jedoch sind solche ­Angebote ein Teil unseres Profils – wir haben nun mal ein ­Faible für außergewöhnliche Menschen, für Menschen mit Handicap – und denken, dass uns da etwas Besonderes anvertraut ist.

Dann sind selbst solche Aktionen stimmig und passen zu unserem Gesamtauftritt als Verlag. Wir haben was auf dem Herzen. Ja, wir möchten etwas weitergeben. Und wir glauben, dass wir etwas zu sagen haben.

Es kommt nicht von ungefähr, wenn Buchhändler sagen: "Wenn euer Logo da drauf ist, empfehlen wir diese Bücher blind." Danke für dieses Vertrauen!

Wir machen also weiter und bleiben dem treu, was wir begonnen haben. Angesichts eines schwierigen Markts bedeutet das auch: noch besser werden. Noch konzentrierter arbeiten. Noch kreativer herausfinden, welche Art von Büchern in Zukunft gelesen werden und wie wir sie – mit unseren bescheidenen Mitteln – inszenieren können. Und darauf haben wir nach wie vor große Lust!