Verleger wurde 79 Jahre

Arthur L. Sellier ist tot

26. Mai 2017
von Börsenblatt
Am 22. Mai ist Arthur L. Sellier, Altverleger des Verlags Dr. Arthur L. Sellier Wissenschaftliches Verlagskontor, überraschend in München gestorben − er wäre am 9. Juni 80 Jahre alt geworden. Für sein ehrenamtliches Engagement im Börsenverein wurde er 1997 mit der Goldenen Nadel des Verbands ausgezeichnet.

Sellier, geboren am 9. Juni 1937, sei nach einem "erfüllten beruflichen und privaten Leben" gestorben, so Andreas Pittrich, Verlagsleiter des Wissenschaftlichen Verlagskontors. Er hat 1964 in München im Urheber- und Verlagsrecht promoviert. Unter dem Verleger Arthur L. Sellier habe J. von Staudingers Großkommentar zum BGB einige bahnbrechende innovative Entwicklungen genommen. Unter dem Verleger in dritter Generation begannen 1973 die langwierigen Vorarbeiten zur 12. Auflage des Staudinger, an der bereits damals 109 Kommentatoren sowie 22 Redaktoren beteiligt waren.

Während der Umsetzung habe Arthur L. Sellier mit der Abkehr von vollständigen Neuauflagen und der Einführung des "Gesamtwerks Staudinger" einen weiteren Meilenstein gesetzt, der neben der bewährten Druckfassung optimale Voraussetzungen für den Transfer des Werks als Onlinekommentar geschaffen habe. 2002 ging der Staudinger in Kooperation mit Westlaw.de erstmals online.

Bereits 2001 gründete Arthur L. Sellier den Verlag sellier european law publishers (selp) − für wissenschaftliche Publikationen zum Privatrecht der Europäischen Union und des Internationalen Privatrechts. Nach seiner aktiven Zeit als Verleger veröffentlichte Arthur L. Sellier 2009 bei selp eine Neuübersetzung und Gesamtdarstellung der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte".

Zum 1. November 2011 wurden das Dr. Arthur L. Sellier Wissenschaftliche Verlagskontor und sellier european law publishers an den Dr. Otto Schmidt Verlag in Köln verkauft.

Ein weiteres Herzensprojekt von Arthur Sellier sei die mit seiner Frau gegründete "Anke und Dr. Arthur L. Sellier Stiftung" zur Förderung von diversen Projekten der Jugendhilfe in Myanmar gewesen. "In tiefer Trauer verabschieden sich seine Freunde, Wegbegleiter und Mitarbeiter. Wir werden Arthur L. Sellier in bester Erinnerung behalten", endet der Nachruf des Verlags.

In einem Gruß zu Selliers 60. Geburtstag schrieb der Verleger-Kollege Hubertus Weinert 1997 im Börsenblatt, der Perfektionismus, das Achten aufs kleinste Detail zeichne Selliers verlegerische Arbeit aus. Den Juristen habe der Verleger mit der traditionsverbundenen, aber auch neuen Gestaltung des Staudinger "ein ästhetisch angenehmes Handwerkszeug geschaffen". Zudem habe sich Sellier nie gescheut, bei Verbands- oder Fachdiskussionen seine Meinung zu äußern, auch wenn sie unbequem war − genau das sei es, was die Kollegen an ihm schätzen würden, so Weinert damals.

Über 20 Jahre Ehrenamt im Börsenverein

Neben seiner verlegerischen Tätigkeit hat sich Arthur L. Sellier von 1965 bis 1989 ehrenamtlich im Börsenverein engagiert. 1997 ehrte ihn der Börsenverein mit der Goldenen Nadel. Von 1967 bis 1989 saß Sellier im Urheber- und Verlagsrechtsausschuss, mehrere Jahre davon (1986 bis 1989) als stellvertretender Vorsitzender. Als Vorsitzender leitete er von 1967 bis 1979 die Arbeitsgemeinschaft rechts- und staatswissenschaftlicher Verleger. Dem Verleger-Ausschuss gehörte er von 1976 bis 1979, dem Ausschuss Neue Medien von 1977 bis 1989 an. In der Verlegervereinigung Rechtsinformatik war er von 1970 bis 1977 stellvertrender Vorsitzender.