Verlegerabend mit Secession

Qualität statt Manipulation

11. April 2017
von Börsenblatt
Auf dem Papier ist der Secession Verlag noch in Zürich zuhause – faktisch residieren die Verleger Christian Ruzicska und Joachim von Zepelin längst in Deutschland. Am Montagabend luden sie in Frankfurt Buchhändler und Journalisten ein – zum Danke sagen und zum Kennenlernen.

Ortswechsel erklärt sich durch Gründungsgeschichte 

"Für die Schweizer sind wir ein deutscher Verlag, für die Deutschen sind wir die Züricher", erklärte Christian Ruzicska. Ursprünglich war der Verlag im Jahr 2009 von Susanne Schenzle (zuvor Ammann Verlag) und Ruzicska (vormals Tropen Verlag) aus der Taufe gehoben worden. 2013 nahm Schenzle ihren Hut, Joachim von Zepelin kam dazu, faktisch operiert der Secession Verlag seitdem aus Berlin. Das schaffe durchaus Probleme, etwa bei Bewerbungen um Literaturpreise, ließen die Verleger wissen. "Aber ein Umzug für einen jungen Verlag, zumal aus einem Nicht-EU-Land ist gar nicht so einfach", so Zepelin. Nicht, dass das Verlegerduo diesen Schritt nicht schon erwogen hätte.

Organisiert wurde das Treffen von Adrienne Schneider, die vielen gestandenen Buchhändlern noch durch legendäre Suhrkampabende bekannt ist. Rund 20 Buchhändler und Journalisten aus Frankfurt am Main waren der Einladung gefolgt, um mehr über die Verleger und ihr Frühjahrsprogramm zu erfahren. Weitere Abende in Hamburg, Berlin und München sollen folgen. Joachim von Zepelin lüftete zum Auftakt in der Mainmetropole auch den Schleier und gewährte Einblicke ins Herbstprogramm 2017: "Wir haben vier französische Titel im Programm – passend zum Gastlandauftritt, unter anderem haben wir uns mit unseren Hausautoren ein Wochenende in Klausur begeben und wollen einen Gesprächsband veröffentlichen."

Nicht verflixt, sondern verflixt gut sei das siebte Jahr seit der Gründung für den Secession Verlag gelaufen. "Die Zahl der Buchhandlungen, die unsere Titel führen, wächst kontinuierlich. Wir bekommen widergespiegelt, dass insbesondere die Liebe zum Material, zum guten gemachten Buch positiv wahrgenommen wird“, so Zepelin. Damit löse der Verlag seine Gründungsversprechen um: "Wenn man heute einen Verlag macht, dann muss man haptisch etwas Besonderes bieten."

Spiekermann gestaltet die Bücher

Seit knapp drei Jahren ist der bekannte Gestalter und Typograf Erik Spiekermann für das Design der Bücher zuständig – mehr ein Freundschaftsdienst als wegen des üppigen Gehalts, ließ Zepelin durchblicken. Stolz sind die Verleger auf die typografisch starken Umschläge und vielfältigen Papiersorten − so manche Lizenz führe die Leser im Ausland mit plakativen Covern aufs Glatteis. "Wir wollen mit Qualität überzeugen", so Ruzicska. Die anwesenden Buchhändler namens gelassen. "Marketing", brummte es vielsagend durchs Restaurant.  

Name sorgt für Verwirrung

Angereichert wurde der Abend mit amüsanten Anekdoten rund um den Verlagsnamen (im Handel laufen die Berliner gerne als SecessionS Verlag, auch ein Englisch angehauchtes "Sesässchen" Verlag sei nicht selten), am meisten Kummer bereite aber eine rechte Zeitschrift mit einem ähnlichen Namen – insbesondere vor dem Hintergrund der proeuropäischen Ausrichtung und hohen Zahl der internationalen Titel sei dies besonders schmerzhaft. "Wir werden auch häufig für einen Kunstverlag gehalten", berichtet Zepelin. 

Steven Uhly als feste Größe

Unter anderem übersetzen der Verleger Christian Ruzicska und Autor Steven Uhly für den Verlag. Uhly, der gerade einem Roman über die Vorgeschichte des spanischen Bürgerkriegs arbeitet, hatte dem Verlag mit "Glückskind" einen veritablen Bestsellererfolg beschert, für dessen Verfilmung auch ein namhafter Hollywood-Regisseur gepitcht hatte. Sieben Bücher Uhlys, die Übersetzungen mitgezählt, sind im Verlag erschienen. Im Herbst will der studierte Romanist Uhly nach Übersetzungsarbeiten seinen neuen Roman beenden – die Leseprobe war vielversprechend.

Auch über die Zusammenarbeit der Verleger ließ sich einiges in Erfahrung bringen: "Wir machen nur Bücher, zu denen wir beide Ja sagen", so Joachim von Zepelin. Zugetragen werden die Stoffe unter anderem von einem Netz aus "Hobbyagenten", wie Ruzicska es schalkhaft formulierte. Spezialisiert sind die Verleger auf Autoren, die politisch Position beziehen und Bücher, die "den Großen durch Lappen gegangen seien". Im August etwa soll ein Buch der saudi-arabischen Feministin "Manal al-Sharif" erscheinen. Die IT-Spezialistin erlangte Bekanntheit, weil sie nach einer gefilmten Autofahrt verhaftet – und auf internationalen Druck frei gelassen wurde. Heute lebt die Autorin in Australien. Ihr Buch "Daring to drive" erscheint im Juni bei Simon & Schuster und im August in deutscher Übersetzung im Secession Verlag. "Die Autorin wird für zehn Tage auf Lesereise hier sein", freuen sich die Verleger.