Video-Interview

"Erwarten Sie nicht, Geld zu verdienen!"

27. März 2012
von Börsenblatt
Dennis Loy Johnson (Melville House, New York) über die Zukunft unabhängiger Verlage und Buchhandlungen, Branchen-Netzwerke und den von Discount-Denken unterhöhlten Wert des Kulturguts Buch.

Zur Leipziger Buchmesse lobte Dennis Johnson den noch immer mittelständisch dominierten und mit Schutzregeln bewehrten deutschen Buchmarkt als „den besten der Welt“. Im Video-Interview äußert sich der New Yorker Verleger, der als Gast des bücher.macher-Podiums zur Zukunft unabhängigen Verlegens erstmals eine deutsche Buchmesse besuchte, zur aktuellen Preisbindungsdebatte, der Notwendigkeit von Netzwerken mit dem unabhängigen Buchhandel und einer professionellen PR für das Buch als Kulturgut. „Verlegen“, weiß Johnson, „ist, wie Schreiben, nicht selten ein einsames Geschäft. Wer es betreibt, braucht jede Menge Selbstvertrauen.“  

Dennis Johnson, geboren 1958 in Brooklyn, New York, arbeitete als freier Autor und Hochschullehrer an der Carnegie-Mellon University (Pittsburgh). 2001 gründete er zusammen mit seiner Frau Valerie Merians Melville House, ein start-up, das sich mit seinem internationalen Programm inzwischen zu einem der führenden Independent-Verlage der USA entwickelt hat. 2009 löste Melville House mit der erfolgreichen Übersetzung von „Jeder stirbt für sich allein“ eine Wiederentdeckung Falladas in den USA und im englischsprachigen Raum aus, derzeit sorgt der Verlag mit "Debt: The First 5000 Years", einem im Mai auf Deutsch erscheinenden Buch des „Occupy“-Aktivisten David Graeber, für weltweites Aufsehen. Als Gründer des Blogs „MobyLives“ gilt Johnson als einer der scharfsinnigsten und bissigsten Beobachter des US-Buchmarkts. Daneben kommentiert er regelmäßig aktuelle Entwicklungen in Literaturbetrieb und Buchbranche, u. a. für die BBC, die „Charlie Rose Show“, die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“. 2007 wurden Johnson und Merians von der Association of American Publishers (AAP) zu „Independent-Verlegern des Jahres“ gekürt.