Vorlesestudie 2013

Die Lesefreude legt zu

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Fünf Jahre können die Entwicklung zwar nicht umkehren, aber durchaus bessern: zu Hause wird wieder mehr gelesen, hat die Stiftung Lesen bei einer Repräsentativumfrage festgestellt. Die Ergebnisse zeigten, „dass die Maßnahmen zur Förderung des Vorlesens greifen“, meint Institutsleiterin Simone C. Ehmig.

Mit der aktuellen Vorlesestudie (Titel: „Neuvermessung der Vorleselandschaft“) führt die Stiftung Lesen eine Analyse aus dem Jahr 2007 fort. Zum Leseort Familie wurden diesmal Eltern mit Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren befragt – wie zu erwarten, zeigt die Auswertung ihrer Antworten nicht nur Licht, sondern auch einige Schatten: 

  • An der Situation, dass Vorlesen eher Müttersache ist, hat sich nichts geändert: 29 Prozent der Mütter tun es täglich, aber nur neun Prozent der Väter.
  • In Familien mit Kindern im Vorschulalter lesen heute sechs Prozent mehr Eltern vor als 2007.
  • In 30 Prozent der Familien wird laut der Vorlesestudie selten oder gar nicht vorgelesen; dies gelte weiterhin besonders für Haushalte aus bildungsfernen Schichten.
  • Allerdings profitieren genau diese Familien (aus den sogenannten bildungsfernen Schichten) auch in besonderer Weise von den Förderungsmaßnahmen: Laut Studie stieg die Zahl der regelmäßig vorlesenden Eltern in dieser Gruppe sogar überdurchschnittlich - um 14 Prozentpunkte (von 67 auf 81 Prozent).
  • 83 Prozent der befragten Eltern wünschten sich für ihre Kinder eine gute Bildung; drei Viertel sehen Lesekompetenz und die Hälfte Lesefreude als wichtige Erziehungsziele an. Hier gibt es offenbar Lücken. Die Herausgeber der Studie meinen: Vielen Eltern sei der Zusammenhang zwischen Vorlesen, Lesekompetenz der Kinder und Bildung nicht bewusst.
  • Auch digitale Medien können einen Anreiz für das Vorlesen schaffen, legt die Studie noch einmal nahe. Seit dem vergangenen Jahr sei gerade in bildungsfernen Milieus der Anteil der Haushalte mit Kindern im Vorlesealter, die einen Tablet-PC besitzen, stark gestiegen. Rainer Esser vom Studienpartner „Die Zeit“ sieht darin eine Chance – „gerade diese Zielgruppe mit passenden Angeboten wie zum Beispiel Vorlese-Apps zu erreichen und zum Vorlesen zu motivieren.
"Das Vorlesen muss nach wie vor gefördert werden", bilanzierte Simone C. Ehmig, Leiterin der Stiftung Lesen, heute bei der Vorstellung der Studie in Berlin – auch wenn sie das Thema an sich auf einem guten Weg sieht. "Dass die Maßnahmen zur Förderung des Vorlesens greifen, zeigt der Vergleich der aktuellen Zahlen mit den Ergebnissen von 2007“, betonte Ehmig heute bei der Vorstellung der Studie in Berlin. „Hier sehen wir eine positive Entwicklung."


Außer der Stiftung Lesen beteiligten sich an der Untersuchung des deutschen (Vor-)Leseverhaltens wieder die "ZEIT" und die Deutsche Bahn.