Vorstandswahl des Börsenvereins

Die fünf Kandidaten für Leipzig

2. Mai 2016
von Börsenblatt
Wer steuert den Börsenverein durch die nächsten Jahre? Darüber entscheiden die Mitglieder am 24. Juni, bei der nächsten Hauptversammlung in Leipzig. Hier stellt sich das Quintett vor, das für die fünf zu vergebenden Ämter kandidiert.

Heinrich Riethmüller...

...Jahrgang 1955, ist seit 1983 geschäftsführender Gesellschafter der Tübinger Buchhandlung Osiander. Er absolvierte nach Abitur und Bundeswehr eine Ausbildung zum Buchhändler in der Universitätsbuchhandlung Ziehank in Heidelberg. In das Unternehmen seiner Eltern trat er 1977 ein. Ehrenamtlich für die Buchbranche engagiert er sich seit 2001 – fünf Jahre als Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein, vorher als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS). Im Juni 2013 wurde er zum Vorsteher des Börsenvereins gewählt.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im Börsenverein und kandidieren für eine zweite Amtszeit als Vorsteher?
Ehrenamtliches Engagement würde ich mir von mehr Börsenvereins­mitgliedern wünschen – denn nur so kann man etwas für unsere Branche bewegen. Und in der zweiten Amtszeit möchte ich das voranbringen, woran der Vorstand seit drei Jahren arbeitet: an der Verbandsreform, an einem positiven Bild unserer Branche in der Öffentlichkeit – und daran, für unsere Anliegen weiterhin Verständnis bei der Politik zu finden, etwa bei den Themen Urheberrecht und fairen Vergütungsregelungen für Verlage.

Vor welchen Aufgaben steht der Verband?
Wir müssen dem Rückgang der Mitgliederzahlen mit allen Konsequenzen für Verband und Branche begegnen. Weitere Aufgaben ergeben sich aus der Antwort auf die erste Frage: Verbandsreform vollenden, das Image der Branche in der Öffentlichkeit pflegen – und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Buchhändler und Verleger erhalten.

Wo wollen Sie dabei ganz persönlich Ihre verbandspolitischen Schwerpunkte setzen?
Ich möchte weiterhin klar Stellung beziehen für unsere politischen Anliegen wie die Freiheit des Wortes. Und weiterhin daran arbeiten, dass der Börsenverein als der wichtige Verband in der Öffentlichkeit angesehen wird, der die Branche insgesamt vertritt.

Matthias Heinrich...

... Jahrgang 1964, ist seit 1999 Geschäftsführer bei der Verlagsauslieferung Brockhaus / Commission. Der gelernte Bankkaufmann hat in Nürnberg BWL studiert. 1990 kam er zur Klett Gruppe, wo er erst Assistent der Geschäftsleitung, dann Projekt- und Abteilungsleiter war. 1995 dockte er als Vertriebs- und Marketingleiter beim Frech Verlag an, bevor er 1998 als Mitglied der Geschäftsleitung zu Brockhaus / Commission ging. Beim Verband ist Heinrich seit dem Jahr 2000 Mitglied im Ausschuss für den Zwischenbuchhandel, seit 2006 arbeitet er im Vorstand mit, seit 2013 als Schatzmeister.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im Börsenverein und kandidieren für eine zweite Amtszeit als Schatzmeister?
Der Börsenverein ist ein Zusammenschluss von Wirtschaftsunternehmen, der nach innen und außen die Interessen der Mitglieder und der Branche vertritt. Das kann nur funktionieren, wenn Unternehmer Funktionen übernehmen und sich engagieren. Wer kann und will, sollte seine Fähigkeiten und Kompetenzen an geeigneter Stelle einbringen. Deshalb will ich das Amt des Schatzmeisters noch für eine weitere Amtsperiode ausüben.

Vor welchen Aufgaben steht der Verband?
Aus Sicht des Schatzmeisters: Man wird die Herausforderung annehmen müssen, die Umsetzung der Strukturreform trotz der vielen damit verbundenen Imponderabilien in Zahlen zu quantifizieren und dabei auch Einsparungen zu generieren, da es keine Reform zum Selbstzweck werden soll. Erlös- und Ergebnissituation sowie die Liquidität des Verbands müssen vor dem Hintergrund sinkender Mitgliedsbeiträge gesichert und die Ausgabenstruktur an die jeweiligen Entwicklungen angepasst werden.

Wo wollen Sie dabei ganz persönlich Ihre verbandspolitischen Schwerpunkte setzen?
Der Schatzmeister bleibt das führende »kaufmännische Gewissen« des Verbands. Als solches muss er den Mitgliedern das betriebswirtschaftliche Zahlenwerk unaufgeregt, transparent und verständlich darstellen und damit die Glaubwürdigkeit, Solidität und Aufrichtigkeit des handelnden Haupt- und Ehrenamts für die Mitglieder manifestieren. Er muss kreativ die Einnahmen und Ausgaben im Sinne der Verbandsinteressen und der Interessen der Verbandsmitglieder optimieren – und die Entwicklung der Wirtschaftsbetriebe beobachten und begleiten, insbesondere soweit diese die Finanzierung des Börsenvereins mit beeinflussen und damit den Verband und seine drei Sparten unmittelbar betreffen.

Siv Bublitz...

...Jahrgang 1960, ist verlegerische Geschäftsführerin der Ullstein Buchverlage in Berlin. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in ihrer Heimat Hamburg und in Oxford und arbeitete zunächst als Übersetzerin und freie Lektorin. Von 1990 bis 2003 war sie Lektorin und Verlagsleiterin in den Rowohlt Verlagen. Anfang 2004 wechselte sie zu Ullstein und leitete dort die Verlage Claassen, List und Marion von Schröder, bevor sie 2007 in die Geschäftsführung berufen wurde.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im Börsenverein und kandidieren neu für den Vorstand?
Der regelmäßige und intensive Gedankenaustausch mit Buchhändlern hat mir immer wieder vor Augen geführt, wie viele gemeinsame Themen es für Verlage und Buchhandel gibt. Der Börsenverein ist dafür ein ausgezeichnetes Forum. Zudem gab es in der letzten Zeit für mich häufiger Anlass, auf politischer Ebene das Gespräch über die Rahmenbedingungen verlegerischer Arbeit zu suchen. Dabei habe ich die professionelle und wirkungsvolle Unterstützung der hauptamtlichen Mitarbeiter des Börsenvereins schätzen gelernt und möchte nun meinerseits etwas zum Engagement des Vereins beitragen.

Vor welchen Aufgaben steht der Verband in den nächsten Jahren?
In Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung, neuer Marktteilnehmer und länderübergreifender Gesetzesinitiativen scheint es mir wichtiger denn je, den besonderen Charakter des Buches als Kulturgut im Gegensatz zu einem reinen Wirtschaftsgut ins Gedächtnis zu rufen. Die weltweit einzigartige Vielfalt des deutschsprachigen Verlags- und Sortimentsbuchhandels verdanken wir einem klaren Bekenntnis zu den nicht-ökonomischen Motiven unserer Arbeit, das fundamentale Rahmenbedingungen wie Preisbindung und reduzierte Mehrwertsteuer begründet. Andererseits gilt es, die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu wahren: Der Buchhandel ist eine der wenigen Kulturbranchen, die ohne direkte Subventionen auskommen. Vielfalt und Unabhängigkeit sind Werte, für die sich alle Branchenteilnehmer gemeinsam engagieren müssen, ungeachtet des produktiven Wettbewerbs untereinander und möglicher Interessenkonflikte zwischen den Sparten.

Wo wollen Sie dabei ganz persönlich Ihre verbandspolitischen Schwerpunkte setzen?
Im Sinne der oben genannten Herausforderungen möchte ich mich für ein spartenübergreifendes gemeinsames Engagement zu den wichtigen Themen unserer Branche einsetzen. Mit der Verbandsreform sind dafür erste vielversprechende Schritte getan. Ich fände es gut, wenn der Verband sich auch für einen stärkeren Austausch mit anderen Branchenteilnehmern öffnen würde. So scheint es mir beispielsweise sinnvoll, in die Diskussion über Themen wie Urheberrechtsreform, VG Wort oder - im vergangenen Jahr - DRM auch Autoren und ihre Repräsentanten einzubeziehen.

Detlef Büttner...

...Jahrgang 1960, ist seit 2009 Geschäftsführer bei Lehmanns Media. Nach Ausbildungen zum Bankkaufmann und Buchhändler wirkte er als Marketingleiter beim Aufbau von Gemini (Kaufhof AG) mit. Von 1993 bis 2004 war er für Holtzbrinck tätig, zuletzt als Geschäftsführer für Spektrum Akademischer Verlag und Urban & Fischer. Nach dem Verkauf der Verlage an Elsevier schloss er sich 2004 dem Verlag Dr. Otto Schmidt und der Sack-Mediengruppe an, wo er bis zu seinem Wechsel zu Lehmanns als Geschäftsführer tätig war. Seit 2009 ist er Mitglied im Sortimenter-Ausschuss, 2013 wurde er in den Vorstand des Börsenvereins gewählt.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im Börsenverein und kandidieren für eine zweite Amtszeit?
Mein ehrenamtliches Engagement ist von der Überzeugung getragen, dass nur derjenige Einfluss auf den Lauf der Dinge ausübt, der seine Stimme erhebt und Position bezieht. In diesem Sinn möchte ich weiter dazu beitragen, dass wir als Branche aktiv unsere Interessen vertreten und als Verband für die Mitglieder einen wahrnehmbaren Nutzen bieten.

Vor welchen Aufgaben steht der Verband?
Hier sehe ich drei Schwerpunkte: erstens die weitere Umsetzung der Verbandsreform mit dem Kerngedanken der spartenübergreifenden Zusammenarbeit, zweitens die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Verbands vor dem Hintergrund rückläufiger Mitgliederzahlen sowie drittens die konsequente Interessenvertretung in Richtung nationaler und EU-weiter Politik.

Wo wollen Sie dabei ganz persönlich Ihre verbandspolitischen Schwerpunkte setzen?
Mein Anliegen ist es, den Buchhandel fest in der digitalen Welt zu verankern. Ich möchte, dass Kunden sich bei allen elektronischen Angebotsformen im Handel genauso gut aufgehoben fühlen wie in der Printwelt. Dazu gilt es, die Rahmenbedingungen mitzugestalten und Überzeugungsarbeit bei Verlagen und Politik zu leisten.

Margit Ketterle...

...Jahrgang 1958, ist seit 2006 Verlagsleiterin Sachbuch in der Verlagsgruppe Droemer Knaur in München. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Amerikanistik war sie seit 1986 Lektorin beim Deutschen Taschenbuchverlag, wo sie bis 1998 als Cheflektorin Non-fiction arbeitete. Danach war sie für die Programme der Verlage Econ, Propyläen und C.J. Bucher in der vormaligen Verlagsgruppe Ullstein Heyne List verantwortlich. Nach Lehraufträgen zum Thema Buchverlag an der Universität Regensburg in den 1990er Jahren engagierte sie sich ehrenamtlich von 2000 bis 2003 im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Publikumsverlage und von 2011 bis 2014 im Vorstand des Landesverbandes Bayern des Börsenvereins.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im Börsenverein und kandidieren für den Vorstand?
Ein Ehrenamt ist immer "ehren"voll, und ich empfinde es als Ehre, für diese Aufgabe zu kandidieren.  Mit Blick auf den Terminkalender kommt freilich auch das "voll" zur Geltung. Dennoch finde ich genügend Gründe, sich in Zeiten wie diesen den wichtigen Auseinandersetzungen in unserer Branche zu stellen: einzutreten für Meinungs- und Pressefreiheit, die allerorten bedroht ist; für die Buch- und Lesekultur, die sich im Zangengriff zwischen Demographie und Digitalisierung befindet; für das Lesen als Technik der Weltaneignung schlechthin – und das in einer sich offenbar zunehmend radikalisierenden Gesellschaft, in der nur Bildung und Wissen helfen können.

Vor welchen Aufgaben steht der Verband in den nächsten Jahren?
Der Verband wird sich beweisen müssen als durchsetzungsstarke Interessenvertretung für alle Sparten; natürlich wird der Schutz des Urheberrechts im Sinne der Autoren und Verlage unsere konstante Sorge bleiben. Und er hat die eine große gesellschaftspolitische Aufgabe: Wir müssen das Lesen von Büchern als kulturelle Errungenschaft verteidigen und fördern.  

Wo wollen Sie dabei ganz persönlich Ihre verbandspolitischen Schwerpunkte setzen?
Autoren, Verlage und Buchhändler sind Partner, nicht Gegner, wie man an der erfolgreichen Initiative der vielen Autoren und Verlage beim letzten Reformversuch des Urheber- und Verlagsrechts sehen konnte. Die gemeinsame breite öffentliche Kritik - und nicht zuletzt die Arbeit des Börsenvereins - haben eine Änderung des Gesetzentwurfs erreicht. Das heißt, Lobbyarbeit findet schon lang nicht mehr im Hinterzimmer statt, sondern auf offener Bühne und in allen (sozialen) Medien. Besonders einsetzen möchte ich mich für die Kommunikation des Verbandes mit seinen Mitgliedern – was tun "die in Frankfurt" eigentlich für mich? Es geht darum, deutlich zu machen, warum es gut und (überlebens)wichtig ist, dass die Branche eine starke Interessenvertretung hat.

Infos zur Wahl

  • Am 24. Juni wählen die Mitglieder des Börsenvereins auf ihrer Hauptversammlung im Leipziger Haus des Buches einen neuen Vorstand für die Amtszeit 2016 bis 2019.
  • Eine Briefwahl ist möglich, Unterlagen können bis zum 10. Juni hier beantragt werden. Formulare für Briefwahl und Stimmübertragung finden Sie auch im Anzeigenteil der aktuellen Börsenblatt-Printausgabe (Heft 18) auf den Seiten 80 – 81.
  • Der Vorstand des Börsenvereins setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen, fünf davon werden auf der Hauptversammlung gewählt. Sie stellen sich auf den folgenden Seiten vor. Vorsteher und Schatzmeister wählen die Mitglieder dabei direkt ins Amt, die anderen Aufgaben wie Schriftführer und Stellvertreter werden intern verteilt.
  • Die Vorsitzenden der Fachausschüsse (2015 gewählt) und ein Vertreter der Landesverbände komplettieren den Vorstand.
  • Weitere Informationen zur Hauptversammlung und zum ­gesamten Programm der Buchtage in Leipzig gibt es, inklusive Ticketservice, online unter www.boersenverein.de/buchtage.