Warnhinweis-Modell bei Urheberrechtsverletzungen

"Justizministerin übt sich in Populismus"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte die Forderung der Inhalte-Anbieter nach einem Warnhinweis-Modell als "Angst-Modell" abgelehnt. Die Kreativbranche hält die Äußerung für "unverantwortlich" - und erwartet von der Ministerin "konkrete Vorschläge" zur Lösung des "gravierenden Problems".

Hier ist die gemeinsame Stellungnahme des Bundesverbands Musikindustrie, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen:

Die Beiträge von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zum Warnhinweismodell bringen die Diskussion über eine adäquate Reaktion auf die illegale Nutzung urheberrechtlich geschützter Angebote von Musik, Filmen oder Büchern nicht weiter. Ein Begriff wie "Angst-Modell", mit dem die Justizministerin den Vorschlag der Kreativwirtschaft bezeichnet, Verbraucher bei illegaler Nutzung der Angebote im Netz zunächst zu warnen, bevor es zu Sanktionen kommt, ist reiner Populismus.

Sie widerspricht dabei aber der in der DCN-Studie zu Tage getretenen mehrheitlichen Bevölkerungsmeinung, die Warnhinweise befürwortet. Mit Überwachung hat dieser Vorschlag nichts zu tun, er ist zudem eine wesentlich sanftere Maßnahme als die gegenwärtige Form der Rechtsdurchsetzung. Darüber hinaus ist eine solche Äußerung gerade vor dem Hintergrund der herben Kritik, die der BGH an der gesetzgeberischen Arbeit der Bundesregierung in seiner jüngsten Entscheidung zum urheberrechtlichen Auskunftsanspruch geübt hat, unverantwortlich und gleicht einer Aufforderung, einfach so weiter zu machen wie bisher.

Sehr gerne erwarten wir von der Justizministerin konkrete Vorschläge zur Lösung des gravierenden Problems, wie die illegale Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Netz künftig reduziert werden soll, um die Urheber in Deutschland zu schützen. Sie hatte dafür drei Jahre Zeit, bis heute liegt aus dem Bundesjustizministerium aber noch kein Vorschlag vor.

Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie e. V
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V.
Matthias Leonardy, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e. V.