Weiterbildung auf dem Libri.Campus 2016

Sortimenter füllen Führungsaufgaben mit Leben

25. April 2016
von Börsenblatt
Den Begriff Führung mit neuen Inhalten aufladen, Führung als wichtigen Wettbewerbsfaktor begreifen: Beim Libri.Campus in Bad Hersfeld geht es zwei Tage lang um das Miteinander in den Buchhandlungen – und darum, wie die Sortimenter das Erlernte in ihren Unternehmen umsetzen können.

Führung ist ein großes Wort, das nicht nur vielen Buchhändlern Respekt einflößt. "Zickenkrieg", "Vereinbarungen versanden immer wieder", "Zuviel Harmoniebedürfnis bei mir als Kumpelchef", "Wenn es eng wird, stehe ich alleine da" – Sätze wie diese fallen den Sortimentern ein, wenn sie zum Thema Führung befragt werden. Rund 90 Buchhändler sind auf Einladung von Libri am 25. und 26. April nach Bad Hersfeld gekommen, um an der ersten von drei Libri.Campus-Veranstaltungen teilzunehmen – zum 13. Mal konzipiert und moderiert von den Beratern Arnd Roszinsky-Terjung (Buchconsult) und Andreas Meyer (Verlagsconsult). Die beiden sehen im Thema Führung in der Buchbranche ein "eigenwilliges Phänomen". Immerhin stünden doch etliche Bücher dazu in den Regalen der Buchhandlungen, aber offenbar "greifen die Buchhändler nicht zu".

Bertram Pfister, Vertriebsleiter bei Libri, unterstrich, wie wichtig es sei, "das Potenzial der Mitarbeiter zu mobilisieren". Für den einen dürfte dies leichter, für den anderen schwieriger sein: Bei den anwesenden Sortimentern lag sehr unterschiedliche Führungserfahrung vor, die von zwei Monaten bis 35 Jahre reicht. Roszinsky-Terjung stellte ein wichtiges Ziel von Führung in den Raum: "Die Leidenschaft auf Kunden und auf Buch-Handel wecken." Mit welchen Instrumenten die Sortimenter dies bei sich und ihren Mitarbeitern erreichen können, dazu gab es Unterstützung in verschiedenen Vorträgen und Workshops.

Der österreichische Bergsteiger Stefan Gatt berichtete von Führung in Extremsituationen, etwa in gefährlichen Momenten am Berg. Wenngleich dort die Rahmenbedingungen härter sind, die Kernaufgaben der Führung bleiben erhalten. Zum Beispiel:

  • Das Ziel muss klar und akzeptiert sein.
  • Erfolge und erreichte Zwischenziele müssen sichtbar gemacht und sollten gefeiert werden.
  • Eigenverantwortung und Klärung von Verantwortlichkeiten.
  • Die Verbindung innerhalb eines Teams sollte durch gemeinsames Tun spürbar werden.

 

 

Führungsinstrumente, die mit dazu beitragen, ihre Buchhandlung, die Bücherstube in Gernsbach, erfolgreich zu machen, stellte Sortimenterin Sabine Katz vor. Dazu zählen:

  • Information und Kommunikation (Jahresgespräche, monatliche Teamsitzungen, wöchentliche Sitzung mit der 1. Sortimenterin, täglich Vier-Augen-Gespräch, alle Mitarbeiter stets informieren, Regeln fixieren)

  • Wertschätzung und Respekt (ausgewogene Mischung aus Lob und Kritik, Wertschätzung durch gemeinsame Unternehmungen oder kleine Überraschungen, Vorbildfunktion, selbst kritikfähig sein)
  •  Fördern und Fordern (Seminare und Schulungen, Übertragung neuer Aufgaben, Einbeziehen in Entscheidungen)
  • Verantwortung und Vertrauen (klare Richtlinien und Grenzen, Kontrolle und Feedback, beraten, aber nicht einmischen)
  • Mitnehmen und begeistern (für neue Ideen begeistern, Visionen entwickeln, Verantwortung übertragen, Erfolge feiern).

Was kann eigentlich ein Unternehmer alles leisten? Was gibt ihm Kraft, wo stößt er an seine Grenzen, wie geht er mit Misserfolgen und Enttäuschungen um? Darum ging es in dem Workshop "Krisen und Belastungen meistern" des Beraters Karsten Drath. Er befasste sich mit dem Thema Resilienz und wie man sie verbessern kann. Unter anderem führte er den Buchhändlern die Sphären der psychischen Widerstandsfähigkeit vor Augen wie etwa Persönlichkeit, Haltung oder authentische Beziehungen. Hausaufgaben gab es hier auch: Dankbarkeit üben und jeden Tag drei Dinge aufschreiben, für die man wirklich dankbar ist. "So können sie sich ein Dankbarkeitsnetzwerk aufbauen, das mit der Zeit immer größer wird."