Weniger Mitarbeiter, weniger Titel

SCM Verlag greift zum Rotstift

8. Oktober 2015
von Börsenblatt
Nach Umsatzrückgängen in den vergangenen zwei Jahren zieht Geschäftsführer Ulrich Eggers jetzt die Notbremse: Der SCM Verlag soll schlanker werden – ab 2016 mit weniger Mitarbeitern und Titeln weitermachen. Auslöser der Krise, laut Eggers: Probleme mit der Backlist.

Der SCM Verlag steht vor einer tiefgreifenden Restrukturierung. Noch in diesem Jahr sollen in der Produktion bis zu 25 (von aktuell 84) Stellen abgebaut werden, auch das Programm wird um ein Viertel reduziert. Die Mitarbeiter wissen seit gestern von den Sparmaßnahmen; Eggers zufolge sind sowohl Entlassungen als auch Versetzungen geplant.

Das zur SCM-Gruppe gehörende Unternehmen dreht derzeit an allen Stellschrauben – vor allem jene, die nach der Fusion aus den beiden Verlagen R. Brockhaus (Witten) und Hänssler (Holzgerlingen) doppelt erhalten blieben, in der Herstellung, in der Pressearbeit und im Marketing. "Wir haben bislang zu wenig Synergien genutzt", so Eggers. "Das können wir uns angesichts der Krise am Markt nicht mehr leisten."

Für Eggers ist die Krise am Markt vor allem eine Backlist-Krise: Mit der Frontlist liege man zwar über Plan, erklärt er. Die Rückgänge bei den Backlist-Umsätzen seien mittlerweile aber so gravierend, dass das Plus bei den Novitäten locker wieder aufgefressen werde. "Wir müssen völlig neu kalkulieren – sämtliche Erfahrungswerte stimmen nicht mehr."

SCM Gruppe: Vertrieb an Endkunden wird zentralisiert

Unabhängig davon wird laut Eggers auch bei der SCM Gruppe insgesamt umgedacht – beim Endkundenvertrieb. Künftig sollen Endkunden nicht mehr von allen Häusern der Firmengruppe einzelnen umworben und beliefert werden, sondern von einer zentralen Stelle aus. Wer die Aufgaben verantwortlich koordiniert, steht noch nicht fest. Der bisherige Leiter des Direktvertriebs im ICM Medienhaus, Joachim Stängle, wird das Unternehmen zum Ende des Jahres verlassen. 

Unterstützt wird die SCM Gruppe bei ihren Restrukturierungsprojekten von Carel Halff; der ehemalige Chef der Weltbild-Gruppe hatte sich nach der Insolvenz des Unternehmens vor knapp einem Jahr als Berater selbstständig gemacht (siehe Archiv).