Wissenschaftliche Dienste des Bundestags

"Die Kritik an Open Access kann kaum nachvollzogen werden"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
In einem 19-seitigen Dokument erörtern die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags das Für und Wider der urheberrechtlichen Diskussion im Zusammenhang mit dem "Heidelberger Appell".

Der Infobrief (PDF) soll einen Überblick zur Diskussion um die Google Buchsuche und Open Acces geben. Die Autoren Roger Cloes und Christopher Schappert blasen in vielen Punkten nicht ins gleiche Horn wie der Heidelberger Appell.

Zum Thema Open Access beziehen die Autoren eindeutig Stellung: "Die Kritik an Open Access kann kaum nachvollzogen werden." Mit der digitalen Plattform stehe den Rechteinhabern eine adäquate Publikationsalternative zur Verfügung, die insbesondere vor dem Hintergrund der Geschwindigkeit, in der neues Wissen geschaffen wird, erhebliche Vorteile gegenüber den in der Regel teureren traditionellen Vertriebswegen habe. 

Rechtliche Zusammenhänge werden in dem an Abgeordnete gerichteten Dokument sehr vereinfacht dargestellt, so dass sich das Dokument einerseits gut als Einführung eignet, andererseits wichtige Details vernachlässigt, die für die Bewertung der Situation wichtig sein könnten.  

Bei der Google Buchsuche sehe die Autoren zwar "urheberrechtlich problematische Vorgänge", loben aber Transparenz der Google-Urheberrechtsvergütung und stellen heraus, dass Google "erstmals eine praktikable Lösung für vergriffene Bücher anbietet und Rechteinhabern neue Einnahmemöglichkeiten verschafft, die es bisher nicht gegeben hat."

Weiter führt die Studie aus: "Die Vorteile der Digitalisierung und digitalen Vermarktung urheberrechtlich relevanter Werke für Urheber und Verwerter werden in der gegenwärtigen Diskussion weitgehend ausgeblendet." So werde durch digitale Angebote oft auch die Nachfrage nach den Printprodukten gestärkt. Viele Autoren, die keinen Verleger oder Verwerter für ihre Kreativwerke finden, hätten eine kostengünstige alternative Publikationsplattform.

Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Abgeordneten bei ihrer politischen Arbeit in Parlament und Wahlkreis durch Fachinformationen, Analysen und gutachterliche Stellungnahmen.