Wie schon im letzten Jahr war der Business Club am Messe-Samstag für den Nachwuchs reserviert. Abseits des Messetrubels informierten sich so gut 100 Teilnehmer über die vielfältigen Karrierewege in die Buchbranche.
Den Professionals Day eröffnete Katja Splichal, Leiterin des Verlagsbereichs Online und Lernmanagementsysteme im Eugen Ulmer Verlag, mit ihrer Keynote über Trends in der Branche und Karrierewege abseits der klassischen Berufsbilder. Bildlich machte sie deutlich, wie sich im Zuge der Digitalisierung das Selbstverständnis der Verlage von einem reinen Content-Anbieter hin zu einem Serviceanbieter der Medienindustrie gewandelt habe. Dass diese Entwicklungen mit Veränderungen einhergehen, sei eine logische Konsequenz. Drei Dimensionen der Veränderung erachtete Splichal dabei als besonders wichtig: Den "Change in Product", "Change in Process" und "Change in People".
"Change in Product" definierte Katja Splichal nicht nur als Weiterentwicklung bestehender Produkte, sondern auch als verändertes Entscheidungsverhalten des Verlags in der Entwicklung von Produkten und Verlagsprogrammen: längst hätten die jeweiligen Zielgruppen mit ihren individuellen Bedürfnissen den Verlagen die Entscheidungen nicht nur in Contentfragen abgenommen. Deutlich schmerzhafter als die Veränderungen im Produktbereich falle dagegen der "Change in Process" aus, da er nicht nur bestehende Prozesse kritisch hinterfrage, sondern auch eingespielte Wertschöpfungsketten auseinanderdividiere. Katja Splichal machte den Branchennachwuchs darauf aufmerksam, dass genau hier seine Chance liegt: An diesen Stellen entstünde "Platz für neue Ideen, für junge Menschen und viel Raum für kreative Produktentwicklung". Nicht nur andere Berufsbezeichnungen und neue Berufsbilder bringe außerdem der "Change in People" hervor: besonders langjährige Mitarbeiter sähen sich mit großen Veränderungen ihres gewohnten Arbeitsumfelds konfrontiert und müssten behutsam an die neuen Prozesse herangeführt werden. Mit "viel Liebe, Mitgefühl und Teamwork" gelinge es, Veränderungen den Mitarbeitern nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreiflich zu machen. In ihrem Schlusswort gab die studierte Verlagswirtschaftlerin der neuen Generation Verlagsmenschen noch den Rat, in den langwierigen Prozessen der Veränderung durchzuhalten und sich selbst dabei stets treu zu bleiben.Punkten im Jobinterview
"Wie überzeuge ich im Bewerbungsgespräch?" – für den Nachwuchs im Publikum war dies eine außerordentlich wichtige Frage. Die professionellen Antworten darauf lieferten Lena Augustin, Werbe- und Marketingreferentin im Piper Verlag, Anja Paquin, Consultant Digital Media bei Bommersheim Consulting sowie Sandra Wegner, Junior-Kundenmanagerin ebenfalls im Piper Verlag. Im Austausch mit dem Publikum beantwortete Anja Paquin in ihrer Funktion als Personalberaterin zahlreiche Fragen, die um Lena Augustins und Sandra Wegners Tipps und persönliche Erfahrungen ergänzt wurden.
Die wichtigste Grundlage, um in einem Vorstellungsgespräch zu überzeugen, bilde eine gründliche Vorbereitung, so Paquin. Man sollte viel Zeit einplanen, war sich die Expertenrunde einig, um sich seiner Kompetenzen und Erfahrungen bewusst zu werden. Auch die Gesprächssituation sollte man sich im Vorfeld imaginieren, um sich sicher präsentieren zu können und das Gespräch aktiv mitzugestalten. Bewerber, die kein Spitzenzeugnis vorweisen können, bräuchten sich im Übrigen auch nicht zu verstecken: Es gebe "viele Möglichkeiten, aus den gängigen Rastern auszubrechen", sagte Anja Paquin, und ermunterte die Zuhörer, mit starker Persönlichkeit und wertvollen Kompetenzen zu überzeugen.
Speeddating
Im Anschluss wurde der Nachwuchs beim Speeddating dann selbst aktiv: In zehnminütigen Gesprächen durften sieben Branchenprofis von der Lektorin bis zum Marketing-Manager nach Herzenslust Fragen gestellt werden. Das Interesse der jungen Professionals galt dabei vor allem dem beruflichen Werdegang sowie dem Arbeitsalltag ihrer Gesprächspartner. Nadja Mortensen, Sales und Marketing Managerin eBook in der Edel Verlagsgruppe, zeigte sich nach dem Speeddating begeistert von dem großen Interesse der Teilnehmer, das in ihren Gesprächen besonders dem Digitalgeschäft galt. Mit ihrer Teilnahme am Speeddating wolle sie "dem Nachwuchs etwas zurückgeben", dabei auch Mut machen und zum Networking untereinander anregen. Auch Sabine Baumann, Lektorin im Verlag Schöffling & Co, freute sich über den "schönen und lebhaften Austausch", den sie natürlich nutzte, um den jungen Menschen den Beruf des Lektors näher zu bringen. Gleichzeitig ermutigte sie aber auch, sich auch "einmal links und rechts des Lektorats" umzuschauen. Und wer weiß: Vielleicht sind die "Young Professionals" einmal die Kollegen von morgen.
