Zuwächse gab es im ersten Quartal nur in Frankreich

Hachette-Umsatz in den USA bricht ein

6. Juli 2015
von Börsenblatt
In der Heimat lief es für den Mischkonzern Lagardère und seine Verlagssparte Hachette im ersten Quartal bestens, in den USA nicht: Während in Frankreich die Umsätze um rund zehn Prozent stiegen, ging es in Übersee zweistellig abwärts – eine Folge der Bestsellerlücke, und eine Spätfolge des Konditionenstreits mit Amazon.

Die Hachette Book Group setzte im ersten Quartal (Januar bis März 2015) nach eigenen Angaben 421 Millionen Euro um: 7,1 Prozent mehr als im ersten Quartal des Vorjahres. Schaut man sich die Zahlen allerdings auf vergleichbarer Basis an, wechseln sie auf Rot: Unterm Strich steht dann ein Minus von 2,2 Prozent in der Bilanz. Die Gründe dafür sind vielfältig, lassen sich kaum verallgemeinern: Jeder Markt, auf dem Hachette heute agiert, kennt seine eigenen Spielregeln.

Wie sich die Umsätze in den drei wichtigsten Märkten für die Hachette Book Group entwickelten: 

Frankreich
Im Heimatmarkt ist Hachette (Verlagsmarken u.a. Grasset, Fayard, Stock, Calmann-Lévy, Lattès) auf voller Fahrt – aus eigener Sicht sogar in jeder Hinsicht: Quer über alle Verlage hinweg gebe es zahlreiche Hardcover-Beststeller, den Paperback-Umsätze sei vor allem der Filmstart zu „Fifty Shades of Grey“-Trilogie gut bekommen, Bildbände seien gefragt. Insgesamt erhöhte die Verlagsgruppe ihre Einnahmen hier im Lauf des ersten Quartals um ein Zehntel (plus 10,4 Prozent). Hachette festigt damit seine Position als Nummer eins.

USA
In Übersee rutschten die Umsätze in den Keller – um satte 12,3 Prozent. Hachette macht dafür die geringere Bestsellerquote im ersten Quartal (im Vergleich zum Vorjahresquartal) und einen Rückgang im Geschäft mit E-Books verantwortlich. Nicht ganz unwesentlich war offenbar auch der Streit mit Amazon um die Konditionen: Obwohl sich beide Unternehmen im November 2014 eine neue Vereinbarung trafen, sprang der Umsatzmotor für Hachette wohl erst deutlich später wieder an – umgesetzt wurde die Vereinbarung Hachette zufolge erst im März 2015. 
In den USA erzielte Hachette mit E-Books im ersten Quartal 2015 rund 28 Prozent seiner Umsätze (Vorjahreszeitraum: 34 Prozent). 

Großbritannien
Das Geschäft in Großbritannien entwickelte sich weitgehend stabil. Hier musste Hachette im ersten Quartal zwar ebenfalls Abstriche machen, konnte diese aber noch im unteren einstelligen Bereich halten (minus 4 Prozent). Als Gründe nennt Hachette auch hier die geringere Bestsellerquote, den (auch dadurch verursachten) Rückgang im Geschäft mit E-Books - und Änderungen auf EU-Ebene: Dass die EU seit Anfang 2015 darauf besteht, dass beim Kauf/Verkauf von E-Books das sogenannte Bestimmungslandprinzip gilt, habe Umsatz gekostet, heißt es. Digitale Inhalte trugen zu Jahresbeginn rund ein Viertel zum Gesamtumsatz bei (26 Prozent), im Jahr zuvor lag die Quote bei 28 Prozent (Digitalquote für Hachette insgesamt: 12,2 Prozent im ersten Quartal 2015 / 13,4 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahres).