Zwei Auszeichnungen für Sten Nadolny

"Erträumtes, phantasiertes Schicksal"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Den Buchpreis 2012 der Stiftung Ravensburger Verlag erhält Sten Nadolny für seinen Familienroman "Weitlings Sommerfrische" (Piper Verlag). Der mit 12.000 Euro dotierte Preis wird am 19. No­vember in Berlin überreicht. Und der Autor konnte auch den Rheingau Literaturpreis 2012 für sein Buch in Empfang nehmen.

Zur Auswahl des Buchpreises heißt es: "Mit dem Roman 'Weitlings Sommerfrische' hat Sten Nadolny einen originellen Familienroman geschrieben. Die Hauptfigur kommt, bei einem Gewittersturm auf dem Chiemsee segelnd, beinah um. Das erlittene Trauma versetzt ihn quasi in eine andere Existenz: Er wird wieder zum 16jährigen, der durch einen Boots­un­fall fast gestorben wäre. Doch sein erträumtes, phantasiertes Schicksal weicht vom originalen beträchtlich ab. Äußerst geschickt verbindet Nadolny die Realität mit der Möglichkeitsform des: Es hätte sein können. … Indem er seinen Romanhelden eine unfreiwillige Zeitreise in die eigene Vergangen­heit antreten lässt, ermög­licht Nadolny es seinem Helden, zu erkennen, wie sehr sein Lebensweg durch die Familienkonstellationen beein­flusst wurde. … Lebensklug und mit leiser Ironie zeichnet der Roman obendrein ein differenziertes deutsches Epochenporträt. Sprachliche und gedankliche Klischees sind, zur Freude des Lesers, Sten Nadol­nys Sache nicht."

Der zum zweiten Mal verliehene Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag soll jährlich den Autor einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie) auszeichnen, die maximal zwei Jahre zuvor erschienen ist. Die Preissumme von 12.000 Euro erhält entsprechend der Zielset­zung des Preises eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller, "der mit literarischen Stilmit­teln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeich­net".

Bei der Entscheidung für den Buchpreis lässt sich die Stiftung von verschiedenen Fachleuten aus Lite­raturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2012 waren dies Uwe Wittstock (Focus), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Ellen Pomikalko (Buchmarkt), Ulrich Weinzierl (Die Welt), Margarete und Michael Riethmüller (RavensBuch) und Andrea Reidt (Freie Journalistin).

Die Preisverleihung findet am 19. November in der Berliner Landesvertretung Baden-Württem­berg statt. Bei dieser Gelegenheit wird auch die zweite Aus­zeichnung der Stif­tung Ravensburger Ver­lag überreicht: der mit 8.000 Euro dotierte "Leuchtturm-Preis für vorbildli­ches Engagement im Sektor familiäre, institutionelle und ehrenamtli­che Bil­dung und Erzie­hung von Kindern und Jugendli­chen". Er geht in diesem Jahr an den Psychologen Prof. Dr. Udo Rudolph (Technische Universität Chemnitz).

Rheingau Literaturpreis 2012

Der Rheingau Literaturpreis wurde in diesem Jahr zum neunzehnten Mal vergeben – an Sten Nadolny für "Weitlings Sommerfrische". Der Preis ist mit 10.000 Euro und 111 Flaschen Rheingauer Wein dotiert. Das Preisgeld wird je zur Hälfte vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und dem Rheingau Musik Festival e.V. bereitgestellt. Bisherige Preisträger waren unter anderen Thomas Lehr, Bodo Kirchhoff, Robert Gernhardt, Reinhard Jirgl, Clemens Meyer, Antje Rávic Strubel, Ursula Krechel, Christoph Peters, Jochen Schimmang und Josef Haslinger.