In Zukunft bitte zusammen: Indie-Autoren und Buchhandlungen!

23. April 2015
von Börsenblatt
Selfpublisher und BuchhändlerInnen reden oft aneinander vorbei. Das sollte sich schnell ändern. Denn Selfpublishing ist ein dynamischer Wachstumsmarkt für alle Beteiligen – auch für Buchhandungen.

Im Buchhandel sind seit geraumer Zeit drei Phänomene zu beobachten. Erstens: Deutsche lieben Krimis und herzzerreißende, wahlweise prickelnde Liebesromane mehr denn je. Zweitens: Der stationäre Buchhandel klagt über schwindende Kunden, die ihre Bücher lieber im Internet kaufen. Drittens: Eine der größten Gruppen an Krimi- und Liebesromanproduzenten ist die der Self-Publisher. Wo verkaufen sie ihre Bücher? Im Netz. Nicht etwa, weil sie die Buchhändler bewusst umgehen. Im Gegenteil, die Buchhändler wollen die Bücher der Self-Publisher nicht verkaufen.

Liebe Buchhändlerinnen und Buchhändler, wäre es nicht an der Zeit umzudenken? Denn die Nachfrage nach Indie-Titeln ist da. Um sich dessen zu vergewissen, reicht ein Blick auf die Amazon-Belletristik-Charts. Diese Bücher haben hundertausende Fans, die meisten von ihnen Schnell- und Vielleser. Ihnen ist es egal, ob ein Verlagsname auf dem Buch steht oder nicht. Es ist doch, salopp gesagt, ganz schön blöd, sich als Buchhändler sein Stück vom Kuchen von Amazon vor der Nase wegfuttern zu lassen – und erst dann an den Erfolgen von Self-Publisherinnen à la E.L. James, Nele Neuhaus und Poppy J. Anderson mitzuverdienen, nachdem ihre bereits hunderttausendmal verkauften Titel von einem klassischen Verlag entdeckt und veröffentlicht wurden.

Selbstverständlich müssen die Bücher branchenübliche Kriterien erfüllen, sie sollten lektoriert sein und über ansprechende Buchtitel, Cover und Klappentexte verfügen. Das ist aber immer häufiger der Fall. Denn Self-Publisher arbeiten zunehmend professionell, viele von ihnen hauptberuflich als Autoren. Das zeigt sich selbstverständlich auch an ihren Publikationen.
Doch nicht nur über schlechte Bücher, auch über dreistes und forderndes Auftreten der Self-Publisher in den Buchhandlungen wird oft geklagt. Die Autoren hätten keine Ahnung von Remissionsrecht und Buchhändlerrabatt, führen sich aber so auf, als müssten die Händler ihnen dankbar für ihr Angebot sein, ihr Buch in den Laden zu stellen. Das ist natürlich kein guter Anfang für eine Zusammenarbeit.

Was helfen könnte: miteinander zu sprechen!

Liebe Händlerinnen und Händler, sagt den Self-Publishern, was sie wissen müssen, wie ihr euch den Umgang mit ihnen wünscht. Erstellt einen Katalog an Punkten, die die Bücher erfüllen müssen, damit ihr sie euch gründlicher anschaut. Sprecht auch mit den Dienstleistern, damit diese die Autoren schulen und besser auf ihre Buchhandelsinitiative vorbereiten können.
Denn natürlich sollten Self-Publisher professionell mit euch umgehen, die richtige Ansprache finden, die wichtigen Infos sofort parat haben – und euch gefälligst ein bisschen Dankbarkeit entgegenbringen, wenn ihr euch Zeit für sie nehmt und ihr Buch womöglich ins Sortiment aufnehmt! Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Self-Publisher, zumal die gut verkaufenden und gut vernetzten Profis unter ihnen, können euch neue Kunden bescheren und damit auch einen besseren Umsatz. Ein wenig Dankbarkeit und guter Wille von beiden Seiten wäre da angebracht.