Mit Metadaten besser verkaufen

2015 - Das Jahr der Metadaten?

27. Oktober 2015
von Börsenblatt
Wie stehen Sie zu Metadaten? Ein Blick in die diversen Online-Buchshops scheint den Schluss zuzulassen, dass sich der Beliebtheitsgrad von Metadaten bei deutschen Verlagen irgendwo zwischen notwendigem Übel und lästigem Kostentreiber bewegt – von einigen erfreulichen Ausnahmen abgesehen.

Das gilt übrigens nicht nur für die Erzeuger von Metadaten, sondern auch für deren Verwerter. Wen interessiert, welcher Marktplatz zumindest nach außen hin sichtbar am intensivsten mit Metadaten arbeitet, möge doch einfach die verschiedenen Daten zählen, die bei den Produktseiten stehen. Und wer hat da wohl im Vergleich die Nase vorn? Amazon, wie unschwer zu erraten. Aber auch für weniger transparente Prozesse wie z. B. das Empfehlungsmanagement und die shopinternen Suchmaschinen sind gute und vollständige Metadaten unerlässlich. Hier einige Gründe, warum gute Metadaten schon heute wichtig sind und morgen entscheidend sein können.

Bibliografische Daten sind nicht genug – weder für Kunden noch für den Handel

Was für den ausgebildeten und engagierten Buchhändler oder Bibliothekar als Basisinformation ausreicht, um seine Kunden zu beraten, ist im Online-Handel deutlich zu wenig. Wer es als Verlag seinen Kunden leicht machen möchte, seine Produkte zu finden, nutzt die mannigfaltigen Möglichkeiten des ONIX-Standards aus und reichert seine Daten um all diejenigen Informationen an, nach denen ein Kunde suchen könnte. Vor allem aussagefähige Titel und Untertitel sowie passende Keywords sind hier hilfreich.

Gleiches gilt für die handelsrelevanten Informationen – schließlich kann der Händler einen Titel nur mit ordentlichen Daten in seine Kataloge einbauen. Dabei spielen neben der klassischen Warengruppe tiefergehende und genauere Klassifikationssysteme wie z. B. thema eine entscheidende Rolle, die eine präzisere Einordnung von Titeln erlauben.

Wobei eines wichtig ist: Qualität geht vor Quantität. Wenige gute Metadaten sind hilfreicher als viele schlechte. Gute Metadaten fördern die Sicht- und Findbarkeit von Titeln, schlechte bewirken das Gegenteil.

Für die Qualität wäre es ebenso nützlich wie an der Zeit, endlich den eigentlich seit Ende 2014 veralteten Standard ONIX 2.1 branchenweit hinter sich zu lassen und ONIX 3.0 flächendeckend einzuführen. Nur als Erinnerung, EDItEUR hat hier die wichtigsten ONIX-3.0-Vorteile zusammengefasst: http://www.editeur.org/12/About-Release-3.0/.

Metadaten sparen Geld

Um die Verlage zur besseren Pflege ihrer Metadaten zu motivieren (um negativere Verben zu vermeiden), hat das VLB mit seinem neuen Titelmeldungs-Gebührenmodell VLB+ die Kosten für gut gepflegte Titel gesenkt und für schlechte verteuert.

Um den kostengünstigen Gold-Status zu erreichen, sind folgende Daten zu liefern:

1.     Pflichtfelder:

·       Titel

·       Verlag

·       Lieferbarkeit

·       Warengruppe

·       Preisangabe und -typ

·       Produktform

·       Erscheinungstermin

2.     Statusrelevante Felder:

·       Lieferbarkeitsangabe (muss in jedem Quartal bestätigt werden)

·       Autor/Urheber

·       Cover

·       Produktsprache

·       Umfangsangabe

·       Verschlagwortung

·       Hauptbeschreibung

·       thema-Klassifikation

Hier übrigens noch die ONIX-Felder dazu: https://info.vlb.de/verlage/neues-preismodell-ab-2015/neues-preismodell-in-onix.html

Das klingt zu viel? Ich habe dazu oben den Tweet des Beraters und Publizisten Christoph Kappes zitiert. Und wem es wirklich zu viel Arbeit sein sollte: Holen Sie sich die Unterstützung eines Dienstleisters. Nutzen Sie eine Verlagssoftware wie z. B. Klopotek, wenden Sie sich an Ihren Kundenbetreuer oder schauen Sie sich das Angebot der VLB Services an. Die Kosten dürften sich durch die geringere Titelgebühr schnell amortisieren. Erster Kunde einer Kooperation der beiden eben genannten Unternehmen ist die Verlagsgruppe Random House, die ihre vollständige Backlist aller angeschlossenen Verlage mit insgesamt circa 17.000 Titeln pflegen lässt.

Metadaten als Leuchtbojen in Zeiten des digitalen Publizierens

Digital erzeugte Bücher sind auf dem Vormarsch. Damit meine ich nicht nur E-Books und Apps, sondern auch per Print-on-Demand-Verfahren hergestellte Titel. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie bleiben auf unbestimmte Zeit im Markt; den Vergriffen-Status gibt es für sie nicht mehr.

Der Effekt ist in etwa so, als wäre der Tod gestorben: Mehr und mehr Bücher kommen auf den Markt, verschwinden aber nicht mehr. Dazu kommen die Flut an Self-Publisher-Titeln und die Backlist-Digitalisierungs-Wiedergänger der Verlage, die sich – noch vor nicht allzu vielen Jahren unvorstellbar – eines zweiten Lebens erfreuen.

Um in diesem stets größer werdenden Meer von Titeln sowohl bei Aktionen sichtbar zu sein als auch langfristig auffindbar zu bleiben, ist eine durchgehende und intelligente Metadatenpflege unabdingbar.

Metadaten als USP im Internet der Dinge

Zusammen mit den digitalen Produkten treten auch neue Kunden für Lese-Content auf den Plan. In den USA gibt es bereits einige Kooperationen von Mobilitätsdienstleistern mit Verlagen oder E-Book-Händlern:

·       Penguin Random House ermöglicht das Lesen von E-Books in Amtrak-Zügen

·       HarperCollins kooperiert mit der Fluggesellschaft JetBlue

·       Kobo bietet E-Books für Fluggäste von Southwest Airlines an

Was das mit Metadaten zu tun hat? Man stelle sich vor, ein Unternehmen wie BMW oder Daimler käme auf die Idee, seine Auto-Entertainment-Systeme mit einem E-Book-Angebot zu bestücken. Oder eine Hotelkette. Oder ein Reiseveranstalter. Oder irgendein anderes großes Unternehmen mit Bedarf an Lese-Content. Welche Kriterien wären wohl bei der Auswahl des Content-Anbieters entscheidend? Natürlich auf der einen Seite die Qualität und die Quantität der Titel, aber auf der anderen Seite mit Sicherheit auch die Qualität der Metadaten. Denn nur mit konsequent und einheitlich gepflegten Metadaten lassen sich größere Titelmengen automatisiert, schnell und damit kostengünstig in unterschiedliche Datensysteme übernehmen.

Neben neuen potenziellen Content-Kunden gibt es auch neue Vermarktungswege im Netz der Dinge: Thad McIlroy, Co-Autor des Metadata Handbook, verweist einerseits auf die Volltext-Indizierung eines Buches – sozusagen als maximal mögliches Metadatum – und andererseits auf die stets wachsende Bedeutung der semantischen Suche im Web, die maschinenlesbar strukturierte Daten erfordert.

Zusammenfassend finde ich, dass McIlroy die Bedeutung von Metadaten heute und in Zukunft gut auf den Punkt bringt, wenn er sagt: „Metadata is not just about the book. It is the book.“