CONTENTshift 2020: Die Startups

Innovation ist ihr Business

16. Juni 2020
von Christiane Petersen

Zehn starke Start-ups haben gute Chancen, am diesjährigen CONTENTshift-Accelerator der Börsenvereinsgruppe teilzunehmen. Unter den Kandidaten sind Gründer aus den USA und Rumänien. Ein Schnelldurchlauf durch die Geschäftsideen, von denen die Buchbranche profitieren kann. Fünf davon kommen ins Finale.

Die zehn Nominierten präsentieren ihre Geschäftsideen am 24. Juni der Jury, die dann fünf Start-ups für das Programm des CONTENTshift-Accelerators auswählen wird (mehr über die Initiative der Börsenvereinsgruppe zur Innovationsförderung lesen Sie hier). Einige der jungen Unternehmen beschäftigen sich mit Projekten rund um Künstliche Intelligenz, ein Start-up widmet sich dem Thema Barrierefreiheit beim Lesenlernen, andere entwickeln Lösungen für effizientere Verlagsabläufe oder bieten dem Buchhandel innovative Produkte an.

Nominiert sind:

Das 2019 gegründete Unternehmen artificial connect aus Hannover widmet sich der automatisierten Content-Erstellung für Verlage und Medienhäuser. Das erklärte Ziel der Gründer ist es, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz automatisierte Textzusammenfassungen für Redaktionssysteme zu erstellen. Zwei Software-Lösungen sind derzeit in der Entwicklung: Die Software ac.events widmet sich strukturiertem Copywriting im Veranstaltungsbereich. Die Technologie ac.textsum dient der kontextbasierten Zusammenfassung journalistischer Texte. Beide Projekte des Start-ups wurden dieses Jahr mit Fördergeldern des Medieninnovationszentrums Babelsberg unterstützt. www.artificial-connect.com

AudiotexTourhat sich mit mehrfach ausgezeichneten Audioguides und Buchtrailern bereits einen Namen gemacht. Die zwei Gründer Steffi Knebel und Matz Kastninghaben ihr Start-up 2017 gegründet, jetzt wollen sie eine ganz neue Art des Podcastings anbieten: Esverbindet Hörspiel, Moderation, Interview, Feature und Outdoorexperiences und ermöglicht es Verlagen unddemBuchhandel, Inhalte innovativ und unterhaltsam zu präsentieren. Die Unternehmer aus dem schwarzwäldischen Schramberg sind sich sicher, dass viele deutsche Verlage und Buchhändler das Potenzial hochwertiger Podcasts noch längst nicht ausgeschöpft haben.  

www.audiotextour.de

Das Unternehmen Aussicht PlusPural ist das jüngste Start-updes Jahrgangs 2020. Sein Ziel ist es, ein gemeinsames, barrierefreies Medium für blinde und sehende Kinder zu entwickeln und zwar in Form eines Hybrids aus Buch und taktilem Lernspielzeug. Auch Kinder mit Leseschwäche profitieren beim Lesenlernen vom haptischen Feedback des Produkts. Gründerin Christina Oskuiarbeitet darüber hinaus gemeinsam mit Partner Pascal Heußneran einer Bücherbox, die sowohl Braille- als auch Normschrift und dreidimensionale Illustrationen umfasst und es allen Kindern ermöglicht, spielerisch mit dem geschriebenen Wort in Berührung zu kommen. Bedarf sehen die Gründer zunächst in Kitas, Vorschulen und Schulen.  

www.kinder-kurzgeschichten.de

Das rumänische Start-up Freya Sense will seinen Kunden vor allem eines bieten: die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen. Der Customer-Intelligence-Algorithmus Freya identifiziert mithilfe von Kognitionswissenschaft und Verhaltensökonomie Auslöser, die das Kunden- und Zielgruppenverhalten beeinflussen. "Die einzige Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Menschen auf Sie zu lenken, besteht darin, Ihre Kommunikation an ihre Gedanken anzupassen", so die GründerTudor Birlea und Roxana Balan. Ihr Ziel ist es, Marketingteams mit Hilfe von Freya bei der erfolgreichen Kommunikation mit ihren Zielgruppen zu unterstützen und Verkaufsteams bei der Steigerung ihres Umsatzes zu helfen. 

Das schwäbische Start-up MedioPay, gegründet von den VerlagenImpian und MOBY, bietet Autoren und Verlagen ein niedrigschwelliges Online-Bezahlmodell, mit dem Mikrotransaktionen im Internet möglich sind. "Es war für Autoren und Verlage nie so einfach, ihren Lesern kleine Beträge zu berechnen", so Gründer Nicholas Nikol. Mit Hilfe von blockchain-basierten Applikationen können Autoren und Verlage Kleinstbeträge für Inhalte berechnen – egal, ob es sich um einen Artikel, ein Video, eine den Inhalt ergänzende Grafik oder ein Musikstück handelt. Seine Zielgruppe sieht der Gründer unter Bloggern, Zeitungsunternehmen mit Onlinepräsenz und allen Online-Medienschaffenden. 

Beim Start-up Questlog aus Lörrach geht es haptischer zu: "Questlogs" sind aus Holz gefertigteAufbewahrungsboxen, die analoge und digitale Reise-Erinnerungen zusammenbringen sollen. Im Questlog findet sich Platz für Mitgebrachtes, der Deckel verweist wie ein QR-Code auf einen Cloud-Ordner, in dem z.B. Fotos oder andere digitale Erinnerungen liegen.Kunden können die Questlogs mit ihrer individuellen Reiseroute individualisieren, aufhängen oder im Regal sammeln und darin ihre Mitbringsel archivieren. Nun geht es Gründer Frederic Geiger darum, sein Produkt weiterzuentwickeln und neben seinem Online-Shop auch über den Einzelhandel zu vertreiben. 

Das Start-up SciScorekommt aus den USA und richtet sich an Wissenschaftsverlage, Wissenschaftsredaktionen und -Autoren. Das Team um Gründerin Anita Bandrowski hat eine Technologie entwickelt, die wissenschaftliche Manuskripte analysiert und nach allgemeinen Kriterien für Genauigkeit und Reproduzierbarkeit prüft. Innerhalb einer Minute erstellt SciScore eine Bewertung, ob bestimmte Kriterien erfüllt wurden, z.B. ob das Manuskript den Checklisten einer Zeitschrift folgt oder wichtige Dinge übersehen wurden.Die Technologie soll Redakteuren, Verlagen und Autoren die Arbeit erleichtern und eine Menge Zeit sparen. 

Auch das Magdeburger Start-up SciFlowwidmet sich demWissenschaftsbereich: SciFlow ist ein kollaborativer Online-Texteditor für Forschende und Studierende, mit dem wissenschaftliche Texte erstellt, im Team bearbeitet und formatiert werden können. Das Ziel: Das Schreiben von Abschlussarbeiten, Dissertationen und Forschungsartikeln konsequent zu vereinfachen – u.a. mit der automatisierten Formatierung von Texten gemäß Vorgaben von Verlagen oder Universitäten. Über 1.000 Studierende und Forschendesowie vier Forschungseinrichtungen arbeiten bereits mit dem Textprogramm. "SciFlow ist das Google Docsfür Forschende und Studierende", erklärt das Gründer-Duo Carsten Borchert und Frederik Eichler.   

Das Freiburger Start-up kladde, thecreators hat für Verlage eine Lösung für eine effiziente Sichtung von Manuskripten entwickelt. DieSoftwareScriptbakery will Lektoren das Leben leichter machen: Sie dient zur digitalen Annahme, Verwaltung und Analyse eingesandter Manuskripte. Mit Hilfe von Modellen aus dem maschinellen Lernen werden Texte unmittelbar erfasst und analysiert. Diese Analyse wird mit dem bestehenden Verlagsprogramm bzw. mit spezifischen Vorgaben abgeglichen. Da Scriptbakery cloudbasiert arbeitet, können Texte ortsunabhängig eingesehen und bewertet werden. So ist Lektoraten die Sichtung aller eingesandten Manuskripte in kürzester Zeit möglich.  

Update (18. Juni): Das im Januar gegründete Start-up The Story Market ist kurzfristig vom Vorfinale zurückgetreten. Neu im Rennen ist jetzt Noscos - eine Offline-Gesichtserkennungstechnologie, die zusätzliche Metadaten für die interne Foto- und Videobibliothek generiert.

www.noscos.com