Autoren

"Sexisten" gegen "Blondinen"

14. August 2007
von Börsenblatt
Unter Schwedens international erfolgreichen Krimiautoren ist ein gehässiger Krieg der Worte ausgebrochen. Wie wer wen beschimpft, dokumentiert der "Schweizer Buchhandel" in seinem Newsletter.
Hier der Beitrag aus dem Newsletter: G. W. Persson, 62 Jahre alter Kriminologie-Professor und auch im deutschen Sprachraum erfolgreicher Krimiautor, attestierte seiner 30 Jahre jüngeren Kollegin Camilla Läckberg in einem Interview, sie lege ihre Krimis an wie "Kitschnovellen für Pferdemagazine". Die Attackierte zahlte es ihm heim: "Das ist einfach Pisse von einem älteren Herrn, der sich irgendwie übergangen fühlt", berichtet die Deutsche Presse Agentur (DPA). Ernst Brunner (56), kommerziell nicht so erfolgreicher Autor anspruchsvollerer Romane, verglich die tatsächlich enorme Flut von Schwedenkrimis weiblicher Autoren gar mit der "Scheisse von Möwen, die meine Insel in den Stockholmer Schären kaputtmacht". Sein Kollege Björn Ranelid (58) nahm vor allem Liza Marklund (44) aufs Korn, die es in Schweden mit neun Millionen Einwohnern auf eine Auflage von neun Millionen verkauften Büchern gebracht hat: "Eine Million Schweden können schreiben wie Liza Marklund." Ranelid sah die systematische Selbstvermarktung der attraktiven, blonden Marklund auf allen Covers ihrer Bücher als Gefahr für sein eigenes Gewerbe: "Wenn das so weitergeht, wird die Belletristik untergehen." Auch hier liess die Antwort nicht lange auf sich warten. Krimiautorin Mari Jungstedt (45) sah in solchen Äusserungen einfach die Verzweiflung von Männern, die es "nicht ertragen können, von erfolgreichen und schönen Frauen aus dem Feld geschlagen zu werden". Als einziger aus der Garde der in die Jahre gekommenen männlichen Bestsellerproduzenten findet das auch Jan Guillou (63), dessen Bücher wie die Agentenserie "Coq Rouge" in Schweden ebenfalls in neun Millionen Exemplare verkauft worden sind: "Hier geht es um Neid." Die Zeitung Dagens Nyheter fügte in einem Kommentar an: "Mit Sexismus als Beigabe." Dass die Frontlinie praktisch ausschliesslich zwischen älteren Männern und jüngeren Frauen verlaufe, illustriere überdies, wie sehr Krimis als Produkte auch über Identifizierung mit dem Autor vermarktet werden: "Will ich jetzt lieber das Päckchen mit dem älteren, sexistischen Kriminologie-Professor kaufen oder das mit der weiblichen Pappfigur der jungen Autorin im Schaufenster?" Dass mit Stieg Larsson der zur Zeit erfolgreichste schwedische Krimiautor und mit dem 59-jährigen Henning Mankell der seit Jahren unbestrittene "König" der Garde schwiegen, war kein Zufall. Larssons Millionenerfolg mit seiner "Millennium-Trilogie" erschien schliesslich erst nach dem Tod des Autors 2002 im Alter von 50 Jahren. Mankell hat als Schwiegersohn des Ende Juli gestorbenen Filmregisseurs Ingmar Bergman sowie als "Sprecher" der Hinterbliebenen andere Sorgen.