Interview

»Das Eigene wagen, das Neue«

2. Oktober 2007
von Börsenblatt
Mit Hilfe von deutschen und Schweizer Investoren haben Anya Schutzbach und Rainer Weiss den Verlag weissbooks ins Leben gerufen. boersenblatt.net sprach mit den Verlegern über die Hintergründe.
Mutig, in diesen Zeiten der Konzentration einen eigenen Verlag zu gründen ... Rainer Weiss: Ja. Ich habe mich letztlich für die wagemutigste aller Möglichkeiten entschieden, auch aus einer großen Lust heraus, noch einmal etwas bewegen zu wollen. Wissen Sie, ich bin 58, da überlegt man schon sehr genau, was man tut. Letztlich bin ich trotz gewissem Einzelkämpfertum doch ein Teammensch, ich brauche den Austausch, das Gegenüber, das ich dann in Anya Schutzbach gefunden habe. Seit wann gibt es die Gründungspläne? Anya Schutzbach: Anfang dieses Sommers, als ich begann, mich nach knapp elf Jahren bei Suhrkamp neu zu orientieren, habe ich natürlich auch mit Rainer Weiss über seine Pläne gesprochen. Da stellte sich bald heraus, daß wir ähnliches wollen: Das Eigene wagen, das Neue. So kann man sagen, dass wir seit Mitte dieses Sommers dann sehr intensiv am Aufbau dieses Gemeinsamen gearbeitet haben. Weiss: Vielleicht noch ein Wort dazu, warum ich gerade Anya Schutzbach so passend finde. Sie ist 43, genau in dem richtigen Alter, einen Verlag zu gründen. Ich sehe sie als die eigentliche Gründerin. Ich wiederum habe genau das richtige Alter, um in diesem Verlag als Patron zu wirken. Was sich ja auch im Verlagsnamen weissbooks ausdrückt ... Wie sind die Aufgaben im Verlag verteilt? Schutzbach: Rainer Weiss hat die Programmgeschäftsführung inne, ich die operative Geschäftsführung. Zu Rainers Weiss Aufgabenbereich gehört das Lektorat, die Presse, Rechte & Lizenzen, ich bin zuständig für Verkauf/Vertrieb, Werbung/Marketing, online. Und die restlichen Aufgaben? Schutzbach: Herstellung, Grafik und Buchhaltung werden zunächst durch externe Dienstleister abgedeckt. Außerdem unterstützt uns eine Mitarbeiterin als Assistentin / Sekretariat, im Umfang von etwa einer halben Stelle. Stellt sich die Frage nach der Finanzierung: Alles aus eigener Kraft oder mit stillen Teilhabern? Weiss: Wir sind beide geschäftsführende Gesellschafter, aber wir haben zudem deutsche und Schweizer Investoren für unsere Sache gewonnen. Aus der Verlagsbranche? Viele vermuten bereits Suhrkamp-Gesellschafter Andreas Reinhart, der ja auch Christoph Buchwald mit seinem Verlag Cossee unterstützt. Weiss: Nein. Die Investoren kommen aus verlagsfremden Branchen. Und allesamt haben sie nichts mit Suhrkamp zu tun. Sie wollen ja schließlich auch bei etwas Neuem dabeisein. Nehmen Sie von den Suhrkamp-Autoren einige mit? Weiss: Nein. Ich bin der Ansicht, dass Autoren mit einem Werk ihren Verlag brauchen, der sie pflegt. Deshalb würde ich nie auf die Idee kommen, Autoren abzuwerben. Wenn ein Autor von sich aus kommt, wäre das wieder etwas anderes. Aber im Moment ist es ohnehin so, dass wir an Autoren keinen Mangel haben. Und es werden mehr werden, die uns vertrauen. Da bin ich sicher. Wo liegen denn die Schwerpunkte des Programms? Schutzbach: Wir machen Literatur und (erzählendes) Sachbuch. Letzteres soll freilich Niveau haben, aber auch populär sein. Wir wollen mit dem Verlag ja Geld verdienen. Wir starten im Frühjahr 2008 mit fünf Titeln, im Herbst folgen weitere fünf.