Presseschau

Neugründung Weissbook Verlag, Geburtstag Günther Grass

4. Oktober 2007
von Börsenblatt
"Ihren Aufbruch in die verlegerische Selbständigkeit in schwierigen Zeiten - wann waren sie je gut? - garnieren die beiden Gründer mit gravitätischen Redefiguren, vermutlich, um sich Mut zu machen", kommentiert Hannes Hintermeier in der FAZ die Präsentation des neuen Weissbook Verlags. Ebenfalls Thema: die Feierlichkeiten zu Günter Grass' 80. Geburtstag.
"Erste Rauchzeichen von Weissbooks" - die FAZ war bei der Präsentation im Frankfurter Literaturhaus am vergangenen Freitag dabei und schreibt: Vielleicht war es noch ein wenig früh, um einen neuen Verlag zu akklamieren? Denn fertige Bücher gibt es nicht, noch nicht einmal Umschläge, die ersten fünf Titel sollen im Februar 2008 ins Rennen geschickt werden. Aber das Interesse, das Rainer Weiss und seiner Mitgründerin Anya Schutzbach bei der Präsentation von Weissbooks jetzt im Frankfurter Literaturhaus entgegengebracht wurde, war erheblich. Das liegt daran, dass beide in der Branche bekannt sind und dass beide den Suhrkamp Verlag unter unerfreulichen Umständen verlassen haben. Der achtundfünfzigjährige Weiss war Programmgeschäftsführer, galt als Vertrauter der Verlegerwitwe Ulla Unseld-Berkéwicz - und ging nach zwei Suhrkamp-Jahrzehnten im heftigsten Streit. Die dreiundvierzigjährige Japanologin Schutzbach leitete die wichtige Werbe- und Marketingabteilung. Ihren Aufbruch in die verlegerische Selbständigkeit in schwierigen Zeiten - wann waren sie je gut? - garnieren die beiden Gründer mit gravitätischen Redefiguren, vermutlich, um sich Mut zu machen. Just zu dem Zeitpunkt, als sich bei Weiss „die Lust herausschälte, das Kühnste zu machen“, hört er, dass auch die frühere Kollegin sich verändern wolle. Auch sie will „den einen, großen, kühnen Schritt“ riskieren. "Zigaretten und Schnaps" - die WELT schreibt über Günter Grass in Bremen: Im Studio sitzen die Herren Grass, Jens und Kaiser, heute rüstige Achtziger, vor 44 Jahren junge Star-Intellektuelle. Günter Grass ist der größte unter ihnen, er ist auch die Hauptfigur dieser Medien-Ausstellung, mit der das "Medienarchiv Günter Grass - Stiftung Bremen" sich einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt. Bisher arbeitete dieses Archiv, das sich zum Ziel gesetzt hat, alle Ton- und Filmaufnahmen mit Grass zu sammeln und zu erschließen, eher im Verborgenen als Untermieter der privaten Jacobs University. Auf deren Campus fand nun, die Notwendigkeit der Archiv-Arbeit unterstreichend, ein dreitägiger internationaler Kongress zum Thema "MedienGrass" statt. In Bremen hatte Grass' Karriere als öffentliche Reizfigur einen ersten Höhepunkt erreicht. Als ihm 1960 der Bremer Literaturpreis zugesprochen wurde, nahm der Bremer Senat sein Veto-Recht wahr, weil ihm die "Blechtrommel" in manchen Passagen durchaus jugendgefährdend vorkam. Fast ein halbes Jahrhundert später wird Grass in der Hansestadt mit Ehren überhäuft. Der internationale Kongress zeigte allerdings in der Tat, dass der Überdruss, der sich in deutschen Feuilletons breit macht, wenn der Name Grass fällt, ziemlich provinziell ist.