Presseschau

Magda Szabó, Lesereise

21. November 2007
von Börsenblatt
Wilhelm Droste schreibt in der "NZZ" einen Nachruf auf die ungarische Schriftstellerin Magda Szabó. Weiteres Thema: Detlef Kuhlbrodts Lesereise.
Zum Tod der ungarischen Schriftstellerin Magda Szabó schreibt Wilhelm Droste in der "NZZ": "Die Bücher von Magda Szabó stehen wie Felsen in den Wogen dieser geschichtlichen Katastrophen. Bewegt man sich lesend in diesen Felsen, so scheint es manchmal geradezu, als hätte die Erzählerin sich so hoch über das Wogen und Brausen ihrer Zeiten erhoben. Doch wer zu lesen versteht, der spürt ihn genau, den Wellenschlag des Lebens. Szabós erste grosse Bücher kamen in Ungarn erst nach 1958 heraus, also im noch deutlich spürbaren Schatten der niedergeschlagenen Revolution von 1956. Vielfach traumatisierte Leser stiessen in ihren Erzählungen auf wahre Menschen voller Probleme, sie waren nicht retuschiert oder idealisiert, sondern leidend und kämpfend. Szabós Romanfiguren verbreiteten Mut und Lebenswillen. In ihren Büchern siedelten Bürger, die es eigentlich gar nicht mehr hätte geben dürfen, Menschen, die sich von keiner Politik ihrer Eigenschaften berauben liessen." Detlef Kuhlbrodt berichtet in der "taz" über seine Lesereise. Die Ungleichzeitigkeiten im Leben sind faszinierend. Seltsam koexistieren die unterschiedlichen Zeiten nebeneinander. Vergangenheiten sagen "hallo" an allen Ecken, und die Splitter der Zukunft ragen in die Gegenwart hinein. Manchmal sind es nur kleine Schilder mit durchgestrichenen Zigaretten auf den Tischen, die bedeuten, dass es im vertrauten Café schon Januar 2008 ist. Enttäuscht weigert man sich, die Insel zu betreten, die die Zukunft da schon hingestellt hat. Das war in Berlin. Einige Tage später fuhr ich nach Hessen auf eine kleine Lesereise. In Hessen war die Zukunft (die sich wie die Schrift von links nach rechts, von West nach Ost bewegt) schon vor einigen Wochen eingetroffen. In den öffentlichen Gebäuden, allen Kneipen und Veranstaltungsorten ist das Rauchen seit dem ersten Oktober streng verboten.