Presseschau Antiquariat

Booklooker-Abmahnungen und Antiquariatsporträt

18. Dezember 2007
von Börsenblatt
Seit einigen Tagen überzieht eine Abmahnungswelle den Online-Antiquariatsbuchhandel – Konrad Lischka schreibt darüber bei „Spiegel Online“ – Das Darmstädter Antiquariat Bläschke wird von Jürgen Diesner bei „Echo Online“ porträtiert.
„Abmahnwelle überrollt Buch-Verkäufer“ – bei „Spiegel Online“ heißt es zu den Motiven der abmahnenden Anwältin: Ärger für Online-Antiquare: Es hagelt Abmahnungen, weil sie seit langem indizierte Bücher anbieten, zum Beispiel "Das erotische Rowohlt Lesebuch". Was einst als jugendgefährdend galt, wirkt heute oft harmlos, bleibt aber 25 Jahre auf dem Index. Und ist abmahnbar. […]. Die abmahnende Anwältin Ehrhardt betont in einer Stellungnahme gegenüber SPIEGEL ONLINE hingegen: "Den einsichtigen Händlern, welche fristgerecht eine unveränderte strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben haben, wurden keinerlei Gebühren in Rechnung gestellt." Diese Kosten wurden laut Erhardt ausschließlich von ihrer Mandantin getragen. Ehrhardt fragt: "Wo bitte ist hier das von der Gegenseite stets behauptete Gebührenerzielungsinteresse einer sogenannten Massenabmahnung?" Es gehe um den Jugendschutz, stellt Ehrhardt dar. [...] Professionelle Buchhändler riskieren saftige Vertragsstrafen, wenn sie die von Ehrhardt verschickte Unterlassungserklärung abgeben. Wolfgang Höfs, Inhaber des Dortmunder Online-Antiquariats Emotioconsult, sagt, wenn er nun diese Unterlassungserklärung unterschreibt, müsse er "für jeden Fehler, den die Helfer machen, 5100 Euro Vertragsstrafe zahlen. Für jedes in den vergangenen 25 Jahren indizierte Buch, das ich aus Versehen online anbiete, wäre die fällig". Ehrhardt hält dagegen: "Das Verhindern der Fälligkeit der Vertragsstrafe liegt einzig und allein in der Hand des Buchhändlers. Wenn er diesen 'Dreck' nicht mehr anbietet, hat er auch nichts mehr zu befürchten." “Für Leser als Jäger und Sammler“ – „Echo Online“ porträtiert das Darmstädter Antiquariat Bläschke, bei dem ein Inhaberwechsel ansteht. Der Autor gibt die Ansichten des Antiquars Karl Lehr zum Internet wieder: Seit einigen Jahren ist dieses Antiquariat auch online in jenem Internet zu finden, das nach Lehrs Ansicht das Antiquariatsgeschäft grundlegend verändert hat: Karl Lehr ist denn auch trotz anfänglicher Skepsis Mitglied bei ZVAB, dem Zentralen Verzeichnis antiquarischer Bücher im Internet. Das Internet wirkt ja auf Buchfreunde so, als wäre es speziell für sie erfunden worden [...]. Freilich findet man nur, was man sucht. Und man kann das Buch natürlich nicht in die Hand nehmen, um es durchzublättern, Textproben zu entnehmen. [...] Nicht nur das Internet habe den Antiquariatsbuchhandel verändert, meint Karl Lehr. Die Generationen, die allein mit Büchern aufgewachsen seien, treten langsam ab. Die Jugend lese zwar immer noch, aber, so der Antiquar, leider weniger Bücher. Und sie kann zum Teil auch einfach nicht mehr lesen, zum Beispiel die alte deutsche Schrift, die man Fraktur nennt.