Ausbildung

"Unsere Stärken werden erhalten bleiben"

24. Juli 2015
von Börsenblatt
Zum Wintersemester wird der seit 1992 existierende Diplomstudiengang Buchhhandel/Verlagswirtschaft durch einen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang abgelöst – alter Wein in neuen Schläuchen? Ein Interview mit Ernst-Peter Biesalski, Professor für Buchhandelsbetriebslehre und Marketing sowie Studiendekan des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft an der HTWK Leipzig.
Der Diplomstudiengang wird durch den neuen Bachelor-Studiengang ersetzt – ist das nur alter Wein in neuen Schläuchen? Biesalski: Die Schläuche sind neu, wie Sie schon sagen, und was wir da reinfüllen, das ist zum guten Teil auch neu. Wir wollen die Stärken des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft erhalten. Das funktioniert aber nicht, wenn wir die Inhalte eins zu eins übernehmen. Denn eines steht fest, wir können in sechs Semestern nicht das Gleiche vermitteln wie zuvor in acht Semestern. Das wäre nicht studierbar. Bei der Ausarbeitung des neuen Bachelorstudiengangs haben wir uns an den Fähigkeiten und Fertigkeiten orientiert, die Absolventen haben müssen, um erfolgreich in den Beruf starten zu können. Dabei haben wir uns von den Mitgliedern unseres Fachbeirats beraten lassen, dem prominente Vertreter aus Verlagen und dem Buchhandel angehören. Auch mit den Kollegen aus Stuttgart, Mainz, Erlangen und der Leipziger Uni haben wir uns ausgetauscht. Herausgekommen ist ein Studiengang, der die erfolgreichen Elemente unseres Diplom-Studiengangs in die Bachelor-Struktur überführt. Unsere Stärken werden erhalten bleiben. Wir legen dabei Wert auf Schnittstellen zu anderen Studiengängen am Fachbereich Medien, so etwa zu Bibliotheks- und Informationswissenschaft oder zur Verlagsherstellung. Modularisierung und kürzere Studiendauer zwingen dazu, das Studium zu konzentrieren, die Stundenbelastung für die Studierenden wird aber nicht höher als bisher. War die Ausarbeitung des neuen Bachelor-Studiengangs, zu dem die Bologna-Erklärung verpflichtete, eine Chance, das eigene Profil zu stärken – oder eher ein "ungeliebtes Kind“? Biesalski: Ja, wir tun uns natürlich nicht leicht, ein so erfolgreiches Studienangebot wie unseren Diplomstudiengang zu beenden. Auf der anderen Seite hatten wir – trotz der letzten Curriculums-Reform im Jahr 2000 – mit der Umstellung auf Bachelor und Master auch immer die Chance gesehen, noch einmal alles auf den Prüfstand zu stellen. Kern des neuen wie des alten Studienangebotes Buchhandel/Verlagswirtschaft, ist vor allem die starke betriebswirtschaftliche Orientierung und die Fokussierung Verlage und Handel. Dieses Alleinstellungsmerkmal wurde noch deutlicher herausgearbeitet. Das gilt auch für den Praxisbezug unseres Studiums. Die Zahl der Studienabbrecher in bereits eingeführten Bachelor-Studiengängen ist verleichsweise hoch – bleiben Bedenken beim Systemwechsel? Biesalski: Die stärkere Verschulung der Ausbildung birgt zumindest die Gefahr, dass sich die Studierenden nicht mehr als Studenten im klassischen Sinn sehen, sondern das Studium „abarbeiten“. Andererseits haben wir versucht, die Belastung in Grenzen zu halten. Das Problem der Überlastung sehe ich also nicht bei unserem Bachelor. Und bei dem Master „Verlags- und Handelsmanagement“, den wir in zwei Jahren einführen werden, auch nicht. Alles in allem fühlen wir uns gut gerüstet für die Umstellung. Wenn Sie ein neues Auto kaufen, wissen Sie natürlich, dass es fährt – aber Sie ahnen auch, dass es sich auf der Straße ein wenig anders verhalten wird! So ist das auch beim Bachelor. Wir sind gespannt und neugierig – und das motiviert ja auch. Beim Info-Tag Mitte April kamen Interessenten aus dem ganzen Bundesgebiet – wir freuen uns auf den Start des ersten Bachelor-Jahrgangs im Oktober diesen Jahres. Lesen Sie auch den Artikel über die Veränderungen durch die Bachelor-Studiengänge im aktuellen BÖRSENBLATT. Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft Dekan: Prof. Dr. Ernst-Peter Biesalski Fachbereich: Medien Regelstudienzeit: 6 Semester (Praxisphase: 5. Semester) Akademischer Grad: Bachelor of Arts / B. A. Möglichkeiten nach dem Studium: Verantwortliche Tätigkeiten in Marketing und Management von Verlagen, im Buchhandel sowie in weiteren Unternehmen der Kultur- und Medienwirtschaft Weiterführendes Studium: Master-Studiengang Verlags- und Handelsmanagement (ab WS 2010/11) Daneben ist die HTWK, gemeinsam mit Hochschulen in Oxford, Paris und Lubljana, in den von der EU geförderten Studiengang "European Master in Publishing“ eingebunden – das viersemestrige Angebot ist gebührenfinanziert und soll auf Führungstätigkeiten im internationalen Verlagsgeschäft vorbereiten.