Konferenz

Deutsch-französischer Verlagsgipfel

24. Juli 2015
von Börsenblatt
22 deutsche und 15 französische Teilnehmer waren dabei, als am 3. und 4. Juli in Berlin das erste bilaterale Treffen für Verlage aus den Geistes- und Sozialwissenschaften stattfand. Initiator der Veranstaltung im Institut français waren die Französische Botschaft in Deutschland, das Bureau Internationale de l'Edition Française und die Frankfurter Buchmesse.
Um die Situation der geistes- und sozialwissenschaftlichen Verlage und den aktuellen Forschungsstand in Frankreich und Deutschland ging es am ersten Tag der deutsch-französischen Begegnung. In mehreren Vorträgen skizzierten zunächst Monique Labrune (Editions du Seuil), Andreas Gelhard (Suhrkamp), Judith Wilke-Primavesi (Campus) und Paul Garapon (PUF / Presse Universitaires de France) die Lage der geistes- und sozialwissenschaftlichen Verlagsprogramme. Das gegenüber dem deutschen Markt kleinere französische Programmsegment ist in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft und hat die Verlage dazu veranlasst, neue Titel und Formate zu entwickeln, um auf veränderte Kundenbedürfnisse einzugehen. Statt rein akademische Titel zu produzieren, werden auch General- Interest-Titel für ein breiteres Publikum herausgebracht. Als Chance, aber auch Bedrohung empfinden französische Verlage die Digitalisierung, wie Paul Garapon von PUF ausführte. Vor allem Open Access-Plattformen und Institutsserver, auf denen Forscher ihre Beiträge unter Umständen obligatorisch ablegen müssen, sind eine Gefahr für die Verlage. Wissenschaftler aus Deutschland und Frankreich referierten am Nachmittag des ersten Konferenztags den jeweiligen Forschungsstand in den Disziplinen Philosophie, Politikwissenschaften, Geschichte und Sozialwissenschaften. Dabei zeigte sich, dass die Rezeption verschiedener Autoren und Schulen sehr einseitig verläuft, und es im jeweiligen Nachbarland große Lücken gibt – vor allem bei Gegenwartsautoren. Die deutschen Verlagsvertreter schilderten das erste Treffen zu Geistes- und Sozialwissenschaften als sehr fruchtbar und anregend. Auch die Einzelgespräche, die während der Lizenzbörse am zweiten Tag stattfanden, kamen sehr gut an, wie etwa Judith Wilke-Primavesi, Programmleiterin des Wissenschaftssegments bei Campus, hervorhob. Regine Gamm (Programmplanung Primus Verlag) lobte die "gut organisierten, intensiven Einzelgespräche", die einen wirklichen Austausch ermöglicht hätten – entspannter als die meist geschäftsmäßigen Treffen auf der Buchmesse. Es wurde der Wunsch laut, den Verlegerdialog zu wiederholen und eventuell zu institutionalisieren.