Interview

"Noch sind keine Verlage abgesprungen"

24. Juli 2015
von Börsenblatt
Aufgrund der höheren Energie- und Rohstoffkosten haben die Druckereien ihre Preise angehoben. Wie Verlage darauf reagieren und wie die Druckereien mit der Situation fertig werden, darüber sprach boersenblatt.net mit Franz Engelen, Geschäftsführer von Boss Druck und Medien in Goch am Niederrhein.
In welchen Bereichen spüren Sie gestiegene Kosten? Franz Engelen: Fast überall: Papier, Druckfarben, Druckpaletten sind nur drei Produkte bei denen wir eine stärkere Belastung spüren. Im Grunde sind alle ölabhängigen Materialien betroffen. Das ist aber kein Phänomen, das erst in den vergangenen Wochen aufgetreten ist: Die Lawine kam bereits vor einem Jahr ins Rollen. Doch der Preis für Papier wird jetzt um etwa zehn Prozent angehoben. Das betrifft auch das Bilderdruckpapier, das wir zum großen Teil benutzen, da wir viele Kunstbücher und Kataloge produzieren. Machen Ihnen auch die gestiegenen Energiekosten zu schaffen? Engelen: Natürlich. Die Transportkosten sind deutlich gestiegen. Der Dieselzuschlag und die Mautgebühren machen sich bemerkbar. Wir haben mit unseren Spediteuren gesprochen, doch die können an den Erhöhungen nichts machen. Man kann sagen, dass eine Teuerung in diesem Segment um 14 bis 15 Prozent innerhalb der vergangenen zwei Jahre erfolgt ist. Viele Ihrer Kunden sind Verlage. Wie reagieren die auf steigende Kosten im Druckbereich? Sind sogar schon Verlage abgesprungen, weil sie die Erhöhungen nicht zahlen können? Engelen: Nein, abgesprungen ist noch niemand. Ein Schulbuchverlag hat seine Produktion verringert. Die meisten wissen jedoch unsere Qualität zu schätzen. Unser Vorteil ist, dass wir bei ganz vielen Kunden einen guten Ruf haben, den wir uns aber auch erarbeitet haben. Sie sind ein Privatunternehmen und beschäftigen knapp 100 Mitarbeiter. Wie kann ein so großes Unternehmen heutzutage, geprägt von großem Konkurrenzdruck, überleben? Engelen: Wir sind ständig dabei, unser Unternehmen zu rationalisieren und zu optimieren. Wir müssen uns jährlich um vier bis fünf Prozent in allen Bereichen verbessern. Dazu zählen fortschrittliche Technik, sinnvolle Arbeitsabläufe, günstige Einkaufsmöglichkeiten, aber auch Schulungen unserer Mitarbeiter, um all das einhalten zu können. Eine Stagnation wäre also ganz schlecht? Engelen: Ganz klar. Es ist einfach unerlässlich, das größtmögliche Potenzial aus uns heraus zu holen. Gerade wegen der steigenden Kosten. Ist es ein Segen ein unabhängiges Unternehmen zu sein oder eher ein Fluch? Engelen: Es hat von Beidem etwas: Auf der einen Seite ist es natürlich schön, flexibel und frei entscheiden zu können. Auf der anderen Seite birgt es leider auch Risiken, die man alleine bewältigen muss. Mehr zu dem Thema finden Sie auch im heute erscheinenden Börsenblatt auf der Wochenschau.