Meinung

Die inneren Barrieren

24. Juli 2015
von Börsenblatt
Strukturwandel - Wie man Herausforderungen begegnen sollte. Von Claudia Sies.
Wer möchte das nicht: Alte Bahnen des Denkens verlassen und auf jede Herausforderung flexibel reagieren können – ob im Buchhandel oder anderswo. Manche Menschen haben diese Fähigkeiten – andere haben sie nicht. Erstere fassen die Aufforderung zum Umdenken als Ermunterung auf, das zu tun, was sie immer schon getan haben: bei Hindernissen, welcher Art auch immer, automatisch Verstand, Körper und Seele für einige Zeit heftiger einzuspannen oder sich sogar kurzfristig zu überlasten, um über die Hürden zu kommen. Ihre Befürchtungen können sie im Zaum halten. Sie wissen (ohne darüber nachdenken zu müssen): Wenn man es sich bei plötzlich auftauchenden Herausforderungen erst einmal schwer macht, etwa durch Aneignen neuer Handelsformen, hat man es anschließend leichter, weil man Zeit und Geld spart, wenn man rationalisieren lernt. Diese Menschen hatten entweder das Glück, als Kinder Vorbilder wie Eltern zu haben, die ihre Aktivitäten (samt Fehlern) unterstützten oder wenigstens billigten; die sie zum Durchhalten ermunterten und nicht gleich eingriffen oder tadelten, wenn ein Versuch missglückte. Oder aber sie haben sich diese Haltung im späteren Leben mühsam selbst erkämpft. Was aber tun mit denen, die in den alten Mustern bleiben, in denen sie sich auskennen und daher sicherer fühlen, und diese Schritte des Umdenkens nicht wagen, selbst wenn sie sich durch hoffnungslosen Dauerstress kaputt machen? Solche Menschen reagieren allergisch auf alle Modernisierungs-Anregungen, weil diese nur an die wunde Stelle der eigenen Depressionsstrategie rühren. Diese heißt: »Es müsste alles besser sein, als es ist«, was auch einschließt: »Ich müsste besser sein, als ich bin – da hört man es ja wieder!« Inzwischen weiß man, dass man sehr wohl alte Gefühls- und Denkstrukturen durch innere Entwicklungsschritte verändern kann. Alte Ängste, Lähmungen und Unsicherheiten brauchen dann aber erneute Aufmerksamkeit, da sie ja für die Beschränkungen sorgen. Alte Gedankengänge sind oft irrational. Man kann ihnen aber auf die Spur kommen, sie anhalten und ihnen nicht immer weiter erlauben, die Herrschaft zu behalten. Denn oft ist es genau so gefährlich, den gleichen alten Weg immer weiter zu gehen als einen neuen zu wagen. Die Motivation zu einem Umdenken, das nicht äußere Umstände wie das Kommen und Gehen von Handelsformen (das es immer geben wird) für den eigenen Misserfolg verantwortlich macht, kann nur von innen kommen. Ob Buchhändler erfolgreich sind oder nicht, darüber entscheiden also nicht die von außen kommenden Veränderungen, sondern die unterschiedlichen Aktivierungen der eigenen inneren Ressourcen wie zum Beispiel Konflikte und Unsicherheit aushalten, schnelles Dazu-Lernen-Wollen und Neues im Handel als Herausforderung und nicht als Bedrohung zu erleben. Erst wenn die inneren Barrieren und Befürchtungen gesehen werden können, werden die Buchhändler erkennen, welches Verhalten sie ändern müssen und welche Handlungen sie zu ihrem Ziel führen. Mit welchen Strategien sind Sie erfolgreich?