Karl May

"Winnetous Erbe ist den meisten zu teuer"

22. September 2008
von Börsenblatt
Joachim Güntner ist für die "Neue Zürcher Zeitung" nach Bamberg gereist, um mehr über den Karl May-Nachlass zu erfahren.
Die Verleger Lothar und Bernhard Schmid suchen offenbar weiterhin nach einem geeigneten Käufer für den Karl May-Teilnachlass, dessen Erwerb durch den Freistaat Sachsen im Frühjahr an den Preisvorstellungen der Verkäufer gescheitert ist. Joachim Güntner hat sich zu einem persönlichen Besuch in Bamberg aufgemacht, um mehr über den "Rang" des Materials zu erfahren. Besonders zufriedenstellend verlief der Besuch nicht, Güntners skeptisch gehaltenem Bericht zufolge. Seine (diskussionsbedürftige) Schlussfolgerung: "Der Markt für literarische Autografen bewegt sich in kleineren Dimensionen und nach anderen Kriterien als der Kunstmarkt. Man darf beides nicht verwechseln. Wer nur auf Karl Mays Popularität blickt und daraus Folgerungen zieht für den Wert seines Nachlasses, liegt schnell falsch. Der Schöpfer von Winnetou ist eine ganz ausserordentliche Gestalt, weil er mit seinem Werk ein Teil der deutschen Mythologie geworden ist. Das heisst aber auch: Sein Nachlass ist mehr kulturhistorisch denn literaturhistorisch bedeutsam. Das mag erklären, warum die staatlichen Sammler, die öffentlichen Literaturarchive und Bibliotheken, vor den Bamberger Forderungen zurückschrecken. Eine Ansichtskarte, die es bei Ebay auf über 800 Euro bringt, zeigt: Hier sind wir im Devotionalienhandel. Mit Literaturforschung hat das nichts zu tun."