Eröffnungsfeier

"Der Geist zwischen Bosporus und Main"

14. Oktober 2008
von Börsenblatt
Die 60. Frankfurter Buchmesse ist eröffnet und das Interesse so groß wie nie zuvor. Der Andrang erstaunte selbst die Organisatoren. Der Saal Harmonie des Congress Centers war komplett besetzt. Die Eröffnungsreden waren politischer Natur.
Brücken schaffen Verbindungen. Sie können ganz pragmatisch genutzt werden, um einen Fluss zu überqueren. Eine Brücke kann aber auch als Symbol für eine große Bedeutung wie die Intergration fungieren. Frank-Walter Steinmeier nutzte bei seiner politischen Eröffnungsrede auf der 60. Frankfurter Buchmesse dieses Symbol als Metapher. Er hofft, dass "die Türkei die Brücke sein möge zwischen Kontinenten und Kulturen". Die Frankfurter Buchmesse solle bei diesem Brückenschlag helfen. Denn es würden dringend Brücken des Geistes und der Kultur benötigt, gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, wie es nun der Fall sei. Ein Autor, der das seit Jahren versucht und dafür auch den Literaturnobelpreis erhielt, ist bekanntlich Orhan Pamuk. Bei der Eröffnungsfeier machte er deutlich, wie schwer es türkische Literatur lange gehabt habe. Oft war von Verlegern zu hören: "Ihr Buch ist ja sehr schön, aber für türkische Literatur besteht bei uns kein Interesse." In diesem Atemzug übte er auch Kritik an der Türkei, die Bücher verbot und verbrannte oder versuchte, Schriftsteller, wie ihn, einzuschüchtern. "Der Hang des türkischen Staates, Bücher zu verbieten und Schriftsteller zu bestrafen, hält leider immer noch an", bedauerte Pamuk. Allerdings sei die türkische Verlagslandschaft in den vergangenen 15 Jahren groß und vielfältig geworden. Der Präsident der Türkei Abdullah Gül wollte die Probleme zwar nicht verdrängen, sehe die Türkei aber auf einem guten Weg und meinte: "Unser Kulturleben bekommt zunehmend eine freiere und eigenständigere Identität." Doch trotz aller politischer und wirtschaftlicher Probleme, denen auch Europa ausgesetzt ist, sei die Buchmesse umso wichtiger. Da waren sich alle Redner einig. Ein großes Thema zu Beginn der Messe war auch der veränderte Buchmarkt. Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder meinte zu Beginn seiner Rede: Das Buch lebt, es ist in all seinen Formen und Formaten lebendiger denn je." Dabei thematisierte er auch die digitalen Formen: Bücher haben von den auf dieser Buchmesse gezeigten Produkten einen Anteil von rund 42 Prozent. Der Anteil der digitalen Medien liegt bei rund 30 Prozent. Tendenz steigend." Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth machte auf die besondere Rolle der Türkei für Frankfurt aufmerksam. Die türkischen Mitbürger würden in Frankfurt eine besondere Rolle spielen. Orhan Pamuk dankte sie, da er "Geist und Seele zwischen Bosporus und Main" ist.