BÖRSENBLATT-Café

Make or buy

18. Oktober 2008
von Börsenblatt
Sollten Verlage technisches KowHow aus der Hand geben? Über diese Frage diskutierten heute im BÖRSENBLATT-Café auf der Frankfurter Buchmesse: Verlagsberater Helmut von Berg, Steffen Meier vom Ulmer Verlag, Ralf Müller von Droemer Knaur und Sebastian Posth von der Zentralen Medien GmbH.
Steffen Meier vertritt die These "Make, not buy": Das ist natürlich schon etwas provokativ formuliert, um eine Diskussion in Gang zu bringen, inwiefern Verleger ihre strategischen Geschäftsfelder an externe Dienstleister abzugeben, so Meyer. Vor einigen Jahren hätte es Content-Management-Systeme gegeben, die nicht zu hundert Prozent auf den Verlag gepasst haben. Helmut von Berg - kann er der These Make not buy folgen? "Es reicht nicht, schöne Produkte zu haben, wenn ich nicht organisiere, dass die Produkte gefunden werden können." Die aktuelle Situation sei die, dass die Verlege lernen müssen, es selbst zu machen. Volltextsuche sei für nichts eine Lösung. Man habe die Möglichkeit Metadaten zur Suche zu nutzen. Es sei wichtig, dass die Verlage sich tiefgreifend mit dieser Herausforderung beschäftigen. Droemer Knaur bietet E-Books als PDF-Dateien an. Müller glaubt, dass Buy-Lösungen immer schneller sind. Jeder müsse für sich entscheiden, wo der Verlag steht. "Wir beschäftigen uns jetzt schon drei Jahre mit E-Books. Das hat zu vielen Veränderungen im Unternehmen geführt. Jobs verändern sich." Nach außen sei der Markt noch nicht ausgereift. "Wir haben noch ein wenig Zeit." Epub werde das führende Format werden. E-Books sind ein interessantes Medium, eine interessante Ergänzung. Bei Droemer arbeitet ein E-Book-Manager, der Rest ist in die Herstellung integiert. Posth vertritt die These, dass elektronische Produktionsprozesse in vielen Verlagen noch sehr dezentral organisiert ist. Eigentlich müssten diese Aspekte an einer Stelle gebündelt werden. Beim Ulmer Verlag arbeiten sechs Festangestellte im Bereich Services, drei in der Anwendungsentwicklung. Man habe eine eigene Software entwickelt. Wissen die Verlage, was sie umstrukturieren müssen? von Berg: In den Verlagen gibt es kein grundlegendes Bewusstsein dafür. Oft herrscht die Auffassung, dass Publikumsverlage sich darüber keine Gedanken machen müssen. Publikumsverlage stehen vor diesem Problem ganz anders. Es ist eine abstrakte Größe für sie. Daher ist meine Überzeugung, dass die Grenzen innerhalb der Abteilungen fließend sein werden. Wir werden Prozesse integrieren müssen, um die Strukturen, die benötigt werden, zu schaffen. Ralf Müller sieht es als entscheidend an, dass Druckdaten vorliegen. "Die zentrale Frage ist, fange ich bei der Manuskripterstellung an, oder erst dann, wenn das Manuskript im Haus ist. Wir haben uns für Letzteres entschieden", so Müller. Danach könne man sich über die Distribution Gedanken machen. Gibt es ausreichend Nachwuchs in der Branche? "Das ist heute kein Thema mehr. Der Nachwuchs wächst ganz natürlich mit diesen neuen Medien auf. Es gibt sehr viele gute Leute in dem Bereich", so Meier. Von Berg stimmte dem zu, allerdings würden sich die Leute in den Verlagen zu zögerlich mit diesen Themen beschäftigen. "Viele Hersteller beschäftigen sich nicht intensiv mit den neuen Herausforderungen." Die spannende Frage sei, wie viele Aufgaben gar nicht beim Verlag bleiben werden, sondern ausgelagert werden. Müller glaubt, dass es nicht genug qualifizierte Mitarbeiter gibt, "da momentan erst ein komplett neuer Markt entsteht". Müller wies darauf hin, dass es viele Inhalte kostenlos im Netz gibt. Die Verlage seien aufgefordert, hier neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. "Darauf sind die Verlage noch nicht genug vorbereitet." "Es wird nicht nur einen Vertriebsweg geben. Das ist eine Situation mit denen sich die Verlage auseinandersetzen müssen. Verwaltung und Distributionsmanagement über die Verwaltung der Vertriebskanäle ist eine der zentralen Aufgaben, die aber oftmals nicht im Verlag dargestellt werden kann", so Posth. Von Berg hält es für sehr wichtig erst einmal das KnowHow selbst im Verlag aufzubauen. "Erst dann kann man beurteilen, was sinnvoll ausgelagert werden kann und was nicht."