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Liebeserklärung an das Fotobuch

18. November 2008
von Börsenblatt
Am Wochenende wurde im Haus der Wirtschaft in Stuttgart der Deutsche Fotobuchpreis 2009 verliehen. Noch bis zum 7. Dezember sind die 23 prämierten und 159 nominierten Titel auf den Stuttgarter Buchwochen zu sehen. Weitere Stationen im In- und Ausland folgen.
„Wir brauchen Verleger und Lektoren, die erstens versuchen, Fotografie zu verstehen und die sich zweitens ihrer Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit bewusst sind, das kulturelle Niveau in unserem Land zu heben“. Diese Forderung der amerikanischen Fotografin Berenice Abbott (1898 – 1991), die Moderator Andreas Langen anlässlich der Verleihung des Deutschen Fotobuchpreises 2009 am vergangen Freitag im Stuttgarter Haus der Wirtschaft zitierte, zog sich wie ein Leitfaden durch die Veranstaltung, und es scheint, als hätten die Verleger der hier prämierten Bildbände sie verinnerlicht. Sie haben insgesamt 400 Bildbände eingereicht, 23 davon wurden in den Kategorien „Fotobildbände“, „Fotogeschichte / Fototheorie“ und „Fotolehrbücher“ ausgezeichnet. Die thematische Spannbreite der prämierten Werke war denn auch beachtlich: Die Wanderungen der Roma, festgehalten in dokumentarisch-poetischen Aufnahmen von Joakim Eskildsen (The Roma Journeys, Steidl) stehen die grell-leuchtenden, überladenen Glamourbilder des Modefotografen Tim Walker gegenüber (Pictures, te Neues); die hellen, nüchternen Arbeits- und Wohnräume Bernd und Hilla Bechers abgebildet in The Mill (Steidl), kontrastieren mit den (alp)traumhaften Interieurs in Gregory Crewdsons Beneath the roses (Hatje Cantz). In der Kategorie Fotogeschichte / Fototheorie wurde mit Endurance & Suffering (Galerie Vervais) die Auszeichnung Gold einem Band über die medizinische Dokumentation von Hautkrankheiten zugesprochen, Schärfe deinen Blick (Addison-Wesley) erhielt in der Kategorie Fotolehrbuch Silber. Gemeinsam war den prämierten Bänden „die herausragende fotografische Qualität, der ästhetische Gesamteindruck sowie die hervorragende fototechnische Leistung“, die die Mitglieder der Jury überzeugte. Zum ersten Mal wurde zwischen der Wertung Sieger Gold und Sieger Silber differenziert „um mehr Klarheit bei der Vergabe der Auszeichnungen zu vermitteln“, wie Johannes Scherer vom Landesverband Baden-Württemberg in seiner Begrüßungsrede betonte. Dass diese Veranstaltung zu den Höhepunkten der Stuttgarter Buchwochen zählt, lag nicht allein an dem bestens vorbereiteten Moderator, der jedes prämierte Buch kundig und mit viel Verve präsentierte und die Entscheidung der Jury in jedem Fall nachvollziehbar machte. Auch die launige Liebeserklärung an das Fotobuch von Dr. Christoph Schaden, die zahlreich angereisten Preisträger und rund 270 fotointeressierte Besucherinnen und Besucher sprachen dafür. Berenice Abbott hätte ihre Freude gehabt – nicht zuletzt weil ihr Gesamtwerk, das in zwei Bänden bei Steidl erschienen ist, ebenfalls mit Gold ausgezeichnet wurde.