Lesen! Im Internet

3. Dezember 2008
von Börsenblatt
litCOLONY.de heißt also das Beste unter den Angeboten, vor denen sich Elke Heidenreich nach dem Aus beim ZDF nicht retten konnte. Sie verlässt die Bühne der Oper und zieht um in ihre Stammkneipe. Nach der trauten ZDF-Familie ist sie nun auch Teil der Social-Community von sevenload.de.
Ihre Begrüßung zu „lesen!, die 38.“ erweckt den Eindruck, dass sie sehr froh ist über diesen Umzug in eine neue Umgebung. „Vor mir kein Gejodel, nach mir keine Kochshow, weit und breit kein Kerner.“ Nun gut, was der einen ihr Kerner ist dem anderen vielleicht sein Willemsen. Wirklich amüsant wird es aber wenn man sich die Nachbarn auf sevenlaod so anschaut: Verbotene Liebe, Big Brother, „Der Pinkelchamp“ Atze Schröder und Marilyn Manson garniert mit „Sex und zaziki“. Ist Frau Heidenreich wirklich in eine bessere Nachbarschaft gezogen? Es stellt sich auch die Frage, wer denn in Zukunft in diesem Wohnviertel vorbeischaut. Die Vermutung ist, dass nicht jeder ihrer bisherigen Zuschauer den Weg im Internet findet und sie wieder besucht. Schon gar nicht solange das entsprechende Video auf sevenload unter dem Namen „(ohne titel)“ residiert. Bis zur nächsten Sendung wird das Namenschild aber sicher angebracht werden und neue Leute vorbeischauen. Nur ob sich vor allem die weniger lesefreudigen am „Treffpunkt bedeutender Menschen“ herzlich willkommen fühlen, sei einmal dahin gestellt. Das neue, schöne und praktische soll ja sein das die Tür nun jederzeit offensteht. Man kann lesen! dann sehen wann man will. Von Öffnungszeiten für die Mediathek des ZDFs hatte ich bisher zwar noch nicht gehört aber nun gut. Die Menschen zum Kauf beim lokalen Buchhandel aufzufordern ist durchaus ein heeres Ansinnen. Doch scheint es mir verlockender zu sein, lieber den jederzeit geöffneten Online-Shop von litcolony zu nutzen anstatt sich bei Winterwetter aus dem Haus zu quälen. Da muss man schon hoffen dass die Zuschauer ihren „local dealer“ genauso über die Maßen lieben und wunderbar finden wie Frau Heidenreich ihren Neffen. Nicht dass bald in unserer Nachbarschaft in Sachen Buchhandlung tote Hose herrscht.