Interview

"Richtiges Signal für den ganzen Markt"

9. Januar 2009
von Börsenblatt
Auf dem Download-Portal Musicload, das sich gerade vom Kopierschutz verabschiedet hat, werden auch Audiobooks des Hörbuch-Portals claudio.de angeboten. boersenblatt.net sprach mit Balázs Csonka, der bei Claudio für Rechte und Lizenzen zuständig ist, über die Abkehr vom Kopierschutz DRM.
Seit Oktober 2008 kooperiert claudio.de mit dem Download-Portal Musicload, d.h. auf Musicload werden auch Audiobooks im MP3- und im DRM-Format zum Download angeboten. Was sagen Sie zu der Nachricht, dass nun auch Musicload als eines der letzten großen Portale den Kopierschutz DRM abschafft? Csonka: Das ist eine äußerst erfreuliche Entwicklung. Nach unseren Erfahrungen und Beobachtungen erschwert DRM den Vertrieb von Hörbuch-Downloads erheblich. Um den Markt der Hörbuch-Downloads auf- und auszubauen, ist es dringend notwendig, dass die Nutzung vereinfacht wird. Zudem ist der DRM-Support für Portale sehr aufwändig und potentielle Käufer wandern ab, weil das Verfahren zu kompliziert ist. Auch um illegalen Angeboten das Wasser abzugraben, muss das Verfahren und das digitale Format einfach zu handhaben sein. Was passiert mit den Titeln, die auf musicload.de noch mit DRM zur Verfügung stehen? Csonka: Das ist noch nicht ganz entschieden. Wir sind in engem Kontakt mit Musicload und werden gemeinsam mit den Verlagen nach einer Lösung suchen. Es wäre großartig, wenn die Verlage ihre DRM-Titel einfach als MP3 anbieten könnten. Das schlimmste Szenario für die betroffenen Verlage wäre wohl, wenn alle DRM-Titel erst einmal ausgelistet werden müssten. Welche Verlage setzten weiterhin auf DRM? Csonka: Random House, Argon und DAV setzen noch stark auf DRM. Das liegt u.a. an den Verträgen, die diese Verlage mit Agenten und Urhebern geschlossen haben. Mit diesen Verlagen sind wir in ständigem Austausch, wie wir damit umgehen sollen, seitdem die Musikindustrie immer mehr von DRM-Schutz-Maßnahmen ablässt. Lübbe Audio zum Beispiel hat sich im letzten Jahr fast vollständig vom Kopierschutz verabschiedet und es uns erlaubt, Titel als MP3 zu vertreiben. Das hat auch unsere Kunden sehr gefreut. Ist DRM damit am Ende? Csonka: Wir hoffen, dass die Verlage, die bislang noch an DRM festhalten, bzw. festhalten müssen, umlenken werden. Bis spätestens Ende 2009 wollen wir so weit sein, dass wir 99 Prozent unserer Titel ohne DRM anbieten können. Vielleicht gibt es eines Tages ein DRM, das geschmeidiger läuft, aber mit DRM-Mechanismen, wie sie heute marktüblich sind, lässt sich auf keinen Fall die Benutzerfreundlichkeit und die Reichweite erreichen, die wir als Endkundenportal anstreben.