Bildungsmedien

Schulbuchgeschäft schrumpft 2008 um sieben Prozent

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Umsatz mit Schulbüchern und Bildungssoftware in den allgemeinen und berufsbildenden Schulen war 2008 um sieben Prozent rückläufig und fiel von 350 auf 325 Millionen Euro. Dies stellt der VdS Bildungsmedien in seiner jährlichen Wirtschaftspressemitteilung fest. Der Staat habe die Eltern zwar entlastet und seine Ausgaben erhöht, aber keinen Ersatz geleistet.
Entscheidend für die Entwicklung sei ein Rückgang von fast 25 Prozent bei den privaten Schulbuchausgaben der Eltern und Schüler gewesen. Insbesondere durch Änderungen der Lernmittelfreiheit in Bayern und NRW seien die Eltern vom Schulbuchkauf entlastet worden; die staatlichen Ausgaben wurden aber bundesweit nur um 12 Prozent angehoben. Nach Angaben des VdS Bildungsmedien war auch die Entwicklung in den anderen Geschäftsfeldern 2008 enttäuschend: In der Erwachsenenbildung sank der Branchenumsatz um bis zu 5 Prozent auf ca. 80 Millionen Euro; der Umsatz mit Lernhilfen und Medien für das selbständige Nachmittagslernen konnte 2008 nach langen Jahren des Wachstums nur stagnieren (ca. 52,5 Mio. €); mit einem Minus von 10 Prozent war der Rückgang im Bereich der Lern- und Unterrichtssoftware (nur noch 23 Millionen Euro) noch größer als bei den Schulbüchern. Der Gesamtbranchenumsatz fiel 2008 von rund 500 Millionen auf 470 Millionen Euro. Die Negativentwicklung hatte der Schulbuchverlegerverband befürchtet, in der Höhe aber nicht erwartet, da der Bedarf an neuen Bildungsmedien in den Schulen wegen der vielen Reformen enorm hoch ist. ###WERBUNG### Für 2009 fordert der VdS eine Trendwende und knüpft Erwartungen an das Konjunkturpaket der Bundesregierung für die Schulen: Dieses Paket müsse jetzt in den Ländern und Kommunen so aufgemacht werden, dass die Schulen selbst entscheiden können, ob sie die Gelder für Reparaturen oder die Beschaffung fehlender Lehr- und Lernmittel ausgeben wollen. Die erschreckend negative Bilanz nimmt der Schulbuchverlegerverband zum Anlass einer harschen Kritik gegenüber den Ländern und Kommunen: „ Wer Reformen will, braucht neue Schulbücher, wer kostenlose Lernmittel verspricht, der muss für die fehlenden Elterngelder zahlen“, fordert VdS-Geschäftsführer Andreas Baer im Vorfeld der europaweit größten Bildungsmesse, der didacta, in Hannover, und spricht in Richtung Bayern und Nordrhein-Westfalen von einer Mogelpackung: „Die Landesregierungen spendieren den Eltern Lernmittelfreiheit, zahlen aber selbst keinen Euro mehr für den Schulbuchkauf; ausbaden sollen dies die kommunalen Schulträger, die sich dem aber zu einem Gutteil verweigern.“ Hier werde auf Kosten anderer entschieden und werden Probleme unverantwortlich hin und her geschoben. Angesichts dieser Situation begrüßt der VdS Bildungsmedien nachdrücklich die Initiative der Bundesregierung, mit dem Konjunkturpaket II den Schulen in Not zu helfen. Er kritisiert aber die Beschränkung des Pakets auf Reparatur und Bau von Gebäuden. „Die Schulen in Deutschland leiden an schlechten Räumlichkeiten wie an unzureichendem Mobiliar wie an veralteten Schulbüchern und zu wenig Lernsoftware“, erläutert Andreas Baer. Das Hilfspaket müsse geöffnet werden und den Schulen selbst überlassen sein, welche Ausgabenprioritäten sie setzen wollen. Die seit Jahren gute Entwicklung im sog. "Nachmittagsbereich“ des freiwilligen Lernens bekam nach den ersten Berechnungen des VdS in 2008 einen spürbaren Dämpfer: Der Branchenumsatz mit Lernhilfen und Medien zur Prüfungsvorbereitung in der Schule stagnierte 2008 bei ca. 52,5 Millionen Euro Insbesondere Lernhilfen (auf den Abschluss einer Schulart eines ganz bestimmten Landes spezialisierte Lernkompendien, die die Eltern und Schüler selbst kaufen) erfreuten sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit auch außerhalb des süddeutschen Raumes. Weshalb sich dieser Trend nicht fortsetzen konnte, bleibt unklar.