Porträt Silberfuchs-Verlag

Zauberwort für kleine Hörbuchverlage: Netzwerke bilden

9. Februar 2009
von Börsenblatt
2006 gründeten Corinna Hesse und Antje Hinz in Hamburg den Silberfuchs-Verlag. Dank Kooperationen mit dem Auswärtigen Amt und deren Botschaften, Sponsoren, dem Senat der Stadt Hamburg und Fördergeldern von Stiftungen gelingt es Silberfuchs, außergewöhnliche Produktionen zu finanzieren. Mehr zum Hörbuchmarkt lesen Sie im Börsenblatt Spezial Hörbuch / DVD, das am morgigen Dienstag erscheint.
###WERBUNG### Ihr Alltag ist gut durchorganisiert: Die Musikwissenschaftlerin Antje Hinz und die Journalistin Corinna Hesse gründeten 2006 in Hamburg den Silberfuchs-Verlag. „Nachdem unsere Rahmenverträge beim NDR beendet wurden, haben wir gedacht, wir machen einen Hörbuch-Verlag auf“, begründet Antje Hinz ihre Berufswahl zur Verlegerin. „Es gab für uns ein Existenzgründergeld und damit hatten wir einen fließenden Übergang in die Selbstständigkeit vollzogen. Beide machen wir aber nach wie vor kleine Arbeiten für den NDR.“ Seitdem ist Stillstand für beide ein Fremdwort. Die beiden Verlegerinnen betreuen heute jeden Schritt, vom Erarbeiten und Lesen des Manuskripts bis zur Produktion des fertigen Hörbuches. Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, wurde die Gründung pragmatisch und sparsam vollzogen. Sowohl Hesse und Hinz behielten ihr eigenes Büro. „Kayhude in Schleswig-Holstein ist der Verlagssitz und mein Büro ist in Hamburg, wo ich direkt vor Ort die Kontakte knüpfe“, sagt Hinz. „Wir sehen uns stark im Vermittlungs- und Bildungsbereich und unser Ziel ist, anderen Menschen Kultur zu vermitteln und das auch in einfacher populär-wissenschaftlicher Weise, die ohne Fachbegriffe auskommt und dabei alles sehr kulinarisch aufbereitet. Das ‚Japan-Hörbuch’ als klingenden Programmbegleiter zum Schleswig-Holstein Musikfestival war sozusagen das erste Projekt, bevor wir den Verlag gegründet haben. Die sehr positiven Reaktionen des Publikums bekräftigten uns dann, einen Verlag zu gründen.“ Jeweils 10.000 Euro Eigenkapital flossen in die Verlagsgründung. „Als erstes haben wir dann einen Gründerkurs gemacht, um neben den inhaltlichen Dingen, die wir ja beherrscht haben, uns betriebswirtschaftliche Angelegenheiten anzueignen“, erklärt Antje Hinz. „In Hamburg gibt es das Existenzgründernetzwerk Enigma, dort haben wir am Anfang, jeder unabhängig voneinander, einen zweiwöchigen Crashkurs beispielsweise im Rechnungswesen, Recht oder Preiskalkulation und vieles mehr gemacht. Zudem hatten wir für ein Jahr einen Coach zur Verfügung, der uns Hilfestellung gab, den wir mit Fragen bombardieren konnten und der uns dann insgesamt ein Jahr beraten hat.“ Das Konzept des Silberfuchsverlages wurde nicht nur sorgfältig durchdacht, sondern auch jeder eingenommene Cent wurde sofort wieder reinvestiert. Von den 20.000 Euro Eigenleistungen zur Verlagsgründung blieb nichts übrig, da diese für die gesamten Produktionskosten der Hörbücher aufgebraucht wurden. Leicht war es für beide nicht, so erfolgreich mit ihrem Verlag zu werden. Mittlerweile haben sie ein höchst eigenständiges Profil erarbeitet und mit ihrem Hörbuch-Programm im Markt eine Nische gefunden, den sie mit qualitativ hochwertigen CD-Produktionen bedienen. „Selbst in Zeiten veränderter Lese- und Hörgewohnheiten kann man auch als kleiner Verlag unabhängig bleiben“, betont Antje Hinz. „Es ist im Grunde eine Mischkalkulation, die wir betreiben. Der Verkauf aus dem Buchhandel, dem Direktvertrieb über unsere Webseite, dem Auswärtigen Amt und deren Botschaften, von Firmen und Sponsoren, dem Senat der Stadt Hamburg und Fördergelder von Stiftungen geben uns eine verlegerische Unabhängigkeit. Mit dieser Mischkalkulation kommen wir gerade so über die Runden. Unsere Auflagen der Hörbücher bewegen sich derzeit um 3000 Stück, allerdings können wir aber erfreulicherweise schon Zweitauflagen produzieren. Zudem haben wir uns in diesem Jahr dem HörHaus Verlagsverbund angeschlossen. Dieser Zusammenschluss von mehreren kleinen Verlagen hat nicht nur logistische Vorteile, sondern wir arbeiten dadurch auch wesentlich Kostensparender. Damit kleinere Verlage überleben können, heißt für uns das Zauberwort ‚Netzwerke bilden’ und nach finanzstarken Partnern suchen, die möglichst für einen mitwerben und deren Plattform wir dann nutzen können.“ Im April erscheint im Silberfuchs-Verlag das Hörbuch „Deutsche Erfinder“, welches erstmals in Hörspielform mit mehreren Sprechern produziert wurde.