Der Kurt Wolff-Preis 2009

"Etwas Kleines, das gedeiht"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Eine "Abwrackprämie für Altbücher" gibt es nicht, auch Leseförderung ist im Konjunkturpaket nicht vorgesehen. "Das einzige Konjunkturpaket, über das wir verfügen, ist der Kurt-Wolff-Preis", so Wunderhorn-Verleger und Kurt-Wolff-Stiftungs-Vorstand Manfred Metzner vor wenigen Minuten im "Berliner Zimmer" der Leipziger Buchmesse.

Dort wurde soeben der mit 26.000 Euro dotierte Kurt-Wolff-Preis 2009 an den Wuppertaler Peter Hammer Verlag vergeben. Der Anerkennungspreis in Höhe von 5.000 Euro ging an den Wehrhahn Verlag (Hannover). Die Laudatio hielt der Kritiker Tilman Spreckelsen (F.A.Z.).

Dem Peter Hammer Verlag sei es seit seiner Gründung 1966 gelungen, ein anspruchsvolles, vielfältiges Programm zu veröffentlichen. Das mutige Engagement für Literatur aus Afrika und Lateinamerika zeichne den Verlag ebenso aus wie sein Kinder- und Jugendliteratur-Programm mit Autoren und Illustratoren wie Wolf Erlbruch, Jürg Schubiger, Eva Muggenthaler oder Dolf Verroen.

Der Wehrhahn Verlag wird für die Konsequenz ausgezeichnet, mit der er seit gut einem Jahrzehnt die deutsche Aufklärung in ihrem europäischen Kontext zur Darstellung bringt und zugleich Brücken von der Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts zur aktuellen Essayistik schlägt.

Verlegerin Monika Bilstein brachte in ihren Dankesworten mehrere afrikanische Spruchweisheiten unter: "Den undurchdringlichen Wald kennst du erst, wenn du einen Tag darin verbracht hast." Was, so Bilstein, nur heißen könne, dass man bei Peter Hammer im Dickicht auf die Entdeckung hin gearbeitet habe – und heute mit dem Preis gleichsam "auf einer Lichtung" angekommen sei. Bilstein selbst, die dem Verlag seit über 20 Jahren angehört, davon acht Jahre als Verlegerin, kann sich keinen anderen Beruf mehr vorstellen – und nimmt die Zukunft mutig ins Visier: "Eine Frau, die vom Regen durchnässt wurde, fürchtet sich nicht vor dem Morgentau." Und die Zukunft in unübersichtlichen Zeiten? "Etwas Kleines, das gedeiht, ist besser, als etwas Großes, das kränkelt."

Am heutigen Abend präsentieren sich die beiden Verlage um 20 Uhr in der der Connewitzer Verlagsbuchhandlung.

Die Laudationes finden Sie hier: