„Bitte keine Vogelstraußpolitik“

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Darin ist man sich in dieser letzten Podiumsdiskussion am Karrieretag einig, wenn es um Zukunftsperspektiven und das E-Book geht. Ob Medienneutralität, XML oder Sinus-Mileus: Für welche Herausforderungen der Branche sollte man sich wappnen - und vor allem wie?
Nachdem es am Vormittag eher um die Beantwortung der Frage ging „Wie komme ich denn nun in die Verlage?“ sollte sich diese Podiumsdiskussion am Nachmittag rund um die Themen der Prozessveränderung und Digitalisierung drehen.
Welche Schwierigkeiten ziehen diese mit sich und wie geht man damit um? Wie sieht die Zukunft der Branche im Umgang mit dem unglaublichen Wandel aus?
Ob nun E-Book, E-Commerce oder E-Business. Unter dem Motto „Neue Zeiten, neue Jobs in Verlag und Buchhandel“ drehte sich alle ums große „E“.
Teilnehmer der Diskussion waren Dagmar Kleemann (Head of Bookcontent bei Wiley VCH-Verlag), Herbert Lichti (GL Gutenbergbuchhandlung Dr. Kohl in Mainz), Sigrid Lesch (Bereichsleiterin E-Business Operations & Webpublishing beim Georg Thieme Verlag), Christian Ide (Professor HTWK Verlagsherstellung) und Christoph Bläsi (Professor für Buchwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg). Moderiert wurde das Ganze von Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin beim Börsenverein.

Thematischer Schwerpunkt war hierbei definitiv die Aufgabenverlagerung der Herstellungsabteilung. Diese sei  „im dramatischen Wandel, aber immer noch sehr print-fokusiert“, so Christian Ide. Neue Medien müssten aber ebenso beachtet werden. Dafür brauche man Fachleute sowohl für den Herstellungsbereich als auch für den Bereich des E-Business für digitale Medien. Daneben seien die Erneuerung des Workflows und eine saubere Schnittstellendefinition von großer Bedeutung für das Handling mit dem Wandel.

Und wie sehen in diesem Zusammenhang die Anforderungen an Nachwuchskräfte aus? „Jung, dynamisch und technikaffin reicht nicht“ meint dazu Sigrid Lesch. „Man muss wissen, was der Kunde denn überhaupt will.“ Dazu seien eine durchdringende Marktkenntnis und Zielgruppenanalyse unumgänglich.
Christoph Bläsi ergänzt: „Offenheit und Flexibilität“ seien die entscheidenden Qualifikationen, die für den Umgang mit dem Medienwandel nötig sind. Eine akademische Ausbildung sei hierfür solides Fundament. Der Buchhändler in der Runde, Herbert Lichti, nimmt sich der Herausforderung an. „Die Aufmerksamkeit für Veränderung“ ist bei ihm mit Sicherheit vorhanden. Auf seiner Webseite vereint er verschiedene Medien unter einer Oberfläche. Seine Kunden sollen so zwischen den verschiedenen Ausgabemedien wählen können.

Womit wir wieder bei der Frage wären: Wie werden denn nun Inhalte informations- bzw. mediengerecht aufbereitet? Eine klare und eindeutige Antwort darauf findet sich auch an diesem Nachmittag nicht.
Als sich zum Schluss die Frage stellt, ob man den Umbruch als Bedrohung sehe, meinen alle: Natürlich ist die Umstellung eine große Herausforderung, die es zu meistern gilt. Gleichzeitig aber sollte man auch die Chancen sehen und Möglichkeiten der Synergien schöpfen.
Ich persönlich bin gespannt, wie die Zukunft der Medien aussehen wird und wohin der Trend geht. Angst vor der Digitalisierung habe ich keine, da schließe ich mich der Meinung Christoph Bläsis an: „Es gibt Platz für ganz verschiedene Profile!“