E-Reader

"Der Buchhandel soll mitverdienen"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Das Berliner Start Up Wizpac will im Herbst einen E-Reader auf den Markt bringen. Schlanker und stromsparender als die großen Konkurrenten soll das Gerät sein. Ulrik Deichsel, Head of Business Development bei Wizpac, über den Reader, die Inhalte und mögliche Partner.

Ihr Geschäftsführer Andreas Steinhauser ist derzeit in Asien. Hält er dort Ausschau nach einem Produzenten für den Txtr-Reader?
Deichsel: Ja. Wir schauen uns momentan noch verschiedene Hersteller an. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Ihr Lesegerät ist für Herbst angekündigt. An was arbeiten Sie derzeit noch?
Deichsel: Wir schließen derzeit die Produktentwicklung ab und treiben Usability-Tests voran. Außerdem arbeiten wir an der Fertigstellung und Optimierung der Software für das Lesegerät und erweitern permanent die zugehörige Onlineplattform Txtr.com.

Was unterscheidet den Reader von anderen Geräten wie den Sony oder Amazon Kindle?
Deichsel: Wir bieten eine Mobilfunkfunkverbindung. Die wird der Kindle zwar auch haben, aber nur als Verbindung zu seinem Book-Store. Bei uns können die Nutzer auch eigene Dokumente sowie Newsfeeds hochladen und übertragen. Von den anderen Herstellern unterscheiden wir uns außerdem durch eine bessere Usability und Lesefreundlichkeit. Die Navigation innerhalb von großen Textsammlungen werden wir so einfach wie möglich gestalten. Dazu kommt, dass wir das Display wesentlich schneller ansteuern als unsere Mitbewerber, wodurch man schneller blättern kann. Die ganze Architektur ist zudem auf Stromsparen ausgerichtet.

Sony ging mit Libri und Thalia an den Start. Mit welchen Content-Partnern arbeiten Sie zusammen?
Deichsel: Wir intensivieren seit März die Gespräche mit Inhalte-Anbietern. Wir haben zunächst nicht direkt Interesse daran, mit hunderten von Verlagen in eine Vertragsbeziehung zu treten, sondern eher mit einigen wenigen Aggregatoren. Wir haben momentan mehrere Angebote auf dem Tisch, wollen aber erst zu einem späteren Zeitpunkt damit an die Öffentlichkeit. Unser erklärtes Ziel ist es, mit Txtr das im deutschsprachigen Raum größte und attraktivste Angebot an Inhalten zu schaffen.

Also keine exklusiven Partnerschaften?
Deichsel: Wir platzieren uns als die unabhängige Lösung, daher werden wir kein monolithisches Modell wie Amazon fahren und auch nicht wie Sony eine Dreierallianz anstreben.

Sie sprechen auch mit Zwischenbuchhändlern...
Deichsel: Wir reden mit den großen Zwischenbuchhändlern und Verlagsauslieferungen, die ein digitales Angebot anstreben.

Wollen sie den Buchhandel mit ins Boot holen?
Deichsel: Wir streben ein Geschäftsmodell an, bei dem der Buchhändler am Gerät und an den Inhalten mitverdienen kann. Dazu unterhalten wir uns mit Experten, die den Buchhandel und dessen Bedürfnisse kennen. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Wochen mit einem Konzept nach draußen gehen können. Für uns steht fest: Der Buchhandel ist ein attraktiver Kanal und den wollen wir nutzen.

Sie haben sich auf der Leipziger Buchmesse am Stand des Börsenvereins präsentiert. Können Sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen?
Deichsel: Dass wir uns unter dem Schirm des Branchenverbands präsentieren, war auch eine Ansage, dass wir uns der Buch- und Verlagsbranche zugehörig führen und nicht nur eine Elektronik- oder Softwarefirma sind. Der MVB hat uns die Präsenz am Börsenverein-Stand angeboten und wir haben das gerne angenommen. Wir betonen, dass wir nicht gleichzusetzen sind mit libreka!, wobei wir aber durchaus mit der MVB über eine Zusammenarbeit sprechen.

Für welche Zielgruppe ist das Gerät gedacht?
Deichsel: Da kann man zwei Zielgruppen nennen: Zunächst die Early Adopters, die schon seit der Ankündigung auf unser Gerät warten, weil Ihnen die Features und die offene Ausrichtung gefällt. Dann aber auch die Vielleser und die Büchermenschen. Der Kindle wurde erstaunlicherweise von vielen Leuten über 50 gekauft. Diese Gruppe möchten wir auf jeden Fall auch erreichen.

Zu welchem Preis soll der Txtr-Reader auf den Markt kommen?
Deichsel: Der endgültige Preis steht noch nicht fest, aber wir werden uns and der Konkurrenz orientieren. Der Sony Reader ist für 300 Euro auf dem Markt. Da werden wir mithalten. Eventuell werden wir etwas darüber liegen, da wir wesentlich mehr Features haben.

Das Berliner Start Up Wizpac wurde von Andreas Steinhauser und Frank Rieger gegründet.  Demnächst ist geplant, die Firma aus Marketinggründen in Txtr umzubenennen. Im Herbst will das Unternehmen, bei dem momentan 20 Festangestellte arbeiten, einen E-Reader auf E-Ink-Basis auf den Markt bringen.
Steinhauser hat sich mit seiner ersten Firma Gate 5 einen Namen in der Gründerszene gemacht. Die Firma, die ein Navisystem für Handys entwickelte, wurde 2006 an Nokia verkauft.