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Twitter: Die Bibel in 3 000 Häppchen

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Von wegen verstaubtes Buch: Die Redaktion von evangelisch.de will die gesamte Bibel twittern lassen – zerteilt auf einzelne Geschichten mit jeweils 140 Zeichen. Mit der Aktion wollen die Macher ins Guinness Buch der Rekorde. Ein Interview mit Melanie Huber, Portalleiterin bei evangelisch.de.

Heißt es ab sofort bloggen statt beten?
Huber: Wir beten, dass uns das Vorhaben gelingt! Und: Die Blogger setzen sich ja mit Gottes Wort auseinander.

Die Bibel umfasst, wenn man etwa die Ausgabe des Herder Verlags nimmt, 1 459 Seiten. Wie wollen Sie denn diese Textmenge auf Stückchen zu 140 Zeichen komprimieren?
Huber: Wir teilen die Bibel in 3 000 Geschichten und drucken diese jeweils einzeln auf Flyer. Am diesjährigen Kirchentag, vom 20. bis 24. Mai im Bremen, werden rund 40 Promotoren diese Flyer verteilen. Sie fordern Kirchentagsbesucher auf, die Textstelle auf dem Flyer auf 140 Zeichen zusammenzufassen. Das Interessante ist ja, dass man als Teilnehmer eine Bibelstelle zugewiesen bekommt, auf die man sonst vielleicht nie gekommen wäre. Jedem Text ist ein Pincode zugeordnet, so dass wir am Ende wissen, welche Zusammenfassung welche Bibelstelle betrifft und wie die richtige Reihenfolge ist.

Wie landen die Zusammenfassungen bei Twitter?
Huber: Besucher können die Zusammenfassungen entweder selbst twittern und eine Verlinkung zu unserem Twitteraccount unter twitter.com/evangelisch_de herstellen, Oder sie tragen die 140 Zeichen auf Computern ein, die wir am Kirchentag zur Verfügung stellen. Ich verhandle derzeit auch mit T-Mobile, die uns webfähige Handys zur Verfügung stellen wollen. Am Ende steht dann eine komprimierte Bibel. Zusammengefasst von allen.

In Ihrem Blog schreiben Sie, dass sie das Vorhaben fürs Guinness Buch der Rekorde angemeldet haben.
Huber: Mit dem Kirchentag haben wir vier Tage, die ausreichen sollten, das Experiment zu wagen. Und wenn man sich schon mal zeitlich beschränkt, dachten wir uns, kann man ja gleich einen Rekordversuch starten. Etwa eine Woche vor dem Kirchentag werden wir spätestens wissen, ob unsere Aktion nach deren strengen Regeln des Guinness Buch der Rekorde ein echter Rekordversuch ist.

Soll aus den Bibel-Stückchen wieder ein Buch werden?
Huber: Ja genau. Wir denken über eine Art SMS-Bibel nach, die dann in Printversion oder auch online erscheinen soll.

Hinter evangelisch.de steht der Verlag Hansisches Druck- und Verlagshaus, Frankfurt, der mit der edition chrismon auch im Buchhandel vertreten ist. Twitter ist ein Kurznachrichtendienst im Internet, über den man Texte mit einer Maximallänge von 140 Zeichen veröffentlichen kann.