Fibeln, Fibeln, Fibeln

Zwei auf Kinderbücher spezialisierte Antiquarinnen, Sabine Keune und Christine Grahamer (Robert Wölfle), haben sich zusammengetan und einen Antiquariatskatalog herausgebracht, der sich ganz auf Fibeln, also Schulbücher zum ersten Lesenlernen, konzentriert. Das ist ein interessantes Thema, so die Katalogbearbeiterinnen, weil dieses erste Buch sich mit Bildern und Inhalten dem lernenden Kind tief in Bewusstsein und Unterbewusstsein einprägt. "Die Fibel öffnet eine neue Welt, sie ist das Tor zum Lesen." Fibeln sind darüber hinaus ein Abbild der realen Welt, Spiegel der bestehenden Gesellschaftsformen im Lauf der Zeiten, sie geben Zeugnis ab von pädagogischen und weltanschaulichen Überzeugungen. Politische Machthaber – besonders gründlich im "Dritten Reich" – nutzten die Fibel zu einer unterschwellig bis offen ideologischen Indoktrination, die einen in ihrer perfiden Perfektion erschauern lässt. Auch die Fibeln der ehemaligen DDR propagierten das herrschende politische System.

Im vorliegenden Katalog werden 145 Fibeln und Rechenbücher angeboten (außerdem einige Nummern "Sekundärliteratur"). Das Angebot ist chronologisch geordnet und zeigt so die Entwicklung von 1866 bis 1979.

Die Antiquarinnen schreiben in einer Pressemitteilung weiter: "Hier kann man vielleicht sein erstes Lesebuch entdecken wie die rote Brückl-Fibel 'Mein erstes Buch', das in Bayern, aber auch in Nord- und Westdeutschland von 1947 bis in die sechziger Jahre in Gebrauch war. Daneben werden hebräische und libanesische Fibeln angeboten, Fibeln aus der Schweiz, aus Österreich, England, Frankreich, Spanien, Dänemark, Luxemburg, Russland und Südamerika."

Der farbig illustrierte Katalog kann gegen eine Schutzgebühr (10 Euro) bei den Antiquariaten bestellt werden.

Eine vollständige PDF-Version findet sich hier: