Kongress Deutsche Fachpresse in Wiesbaden

»Der Kunde ist Chefsache«

23. Juli 2015
von Börsenblatt
»Keiner kennt seine Kunden besser als wir«, eröffnete Eva Wille, Sprecherin der Deutschen Fachverlage, heute Vormittag den zweitägigen Kongress der Deutschen Fachpresse in Wiesbaden. Wie Fachverlage das wertvolle Wissen um die eigene Klientel in bare Münze umwandeln können, zeigten Fachreferenten.

»Stellen Sie Ihre eigenen Annahmen über Kunden und deren Nutzungsgewohnheiten immer wieder in Frage«, riet Giles Grant, Strategy Business Development Manager beim Nachrichtendienst Thomson Reuters.  Um ein realistisches Bild der Lebenswelt zu bekommen, stellt Thomson Reuters ausgewählten Kunden Videokameras zur Verfügung, mit der sie die Produktnutzung filmen. Entscheidend sei es, sich in den Nutzer hineinzuversetzen, aktuelle und künftige Wünsche zu antizipieren und daraus passende Lösungen zu entwickeln. Wichtig sei auch, dass die Sorge um den Kunden im Unternehmen an der richtigen Stelle angesiedelt ist, »nämlich in der Chefetage«.

»Ein Fachmagazin voll mit ganzseitigen Anzeigen, am besten noch im Abonnement – das war einmal« stellte Lothar Vincentz, Geschäftsführer bei Vincentz Network in Hannover und selbst Fachverleger, nüchtern fest. Seine Antwort auf sinkendes Anzeigenvolumen, verlorene Inserenten und den »lousy pennies«, die online verdient werden: Ausweitung des Face-to-Face-Geschäfts. Der Fachverleger weniger als Gate-Keeper, sondern als Organisator und Kommunikator, der das Netzwerk am Leben erhält. Die Community sei hier aber nicht nur virtuell zu verstehen, sondern auch in Form von Fachveranstaltungen und Branchentreffs, die genau auf die Zielgruppe passen. Umsatz bringe dabei intelligentes Sponsoring und Teilnahmegebühren. Auf die Frage, ob man damit wirklich den Anzeigenschwund kompensieren könne, meint Vincentz »Kleinvieh macht auch Mist«. Ein Drittel seines Umsatzes verdiene sein Fachverlag mit Face-to-Face-Kommunikation.

Interessantes auch beim mwb-Verlag aus Herne: Bei dem Fachdienst für Steuer- und Rechnungswesen gibt es einen Kundenbeirat, der neuen Produktideen bewertet und, netter Nebeneffekt, das virale Marketing antreibt.

Der Kongress Deutsche Fachpresse bietet an zwei Tagen mehr als 50 Vorträge und Podiumsdiskussionen. Am heutigen Nachmittag diskutierten Verlagsvertreter zu Zukunftsperspektiven für Fachverlage (Moderation: Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir), mehr dazu in Kürze auf boersenblatt.net.

Morgen stehen die Themen Fachbuch und Fachcontent, digitale Verlagsprodukte, Anzeigenmarketing und ein Workshop Betriebswirtschaft auf dem Programm.