Versandbuchhandel

Buchversender tagen in Ulm

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Rund 140 Mitgliedsfirmen des Bundesverbands der Deutschen Versandbuchhändler sind im Ulmer Congress Centrum zu ihrer Jahreshauptversammlung zusammengekommen. Problem-Thema Nummer 1: die geplante Änderung des Datenschutzrechts.

Die Neuregelung könnte erhebliche Restriktionen für den kataloggestützten Versandbuchhandel mit sich bringen, der auf eine direkte Werbeansprache neuer Kunden angewiesen ist. Was die Datenschutznovelle aus der Sicht eines mittelständischen Versandbuchhändlers bedeutet, schilderte Frederik Palm, Geschäftsführer von Rhenania Buchversand, in einem Vortrag.

Kopfzerbrechen bereitet Versendern vor allem die weitgehende Streichung des so genannten Listenprivilegs. Es erlaubt bisher Unternehmen, Adressmaterial anzumieten und für die Direktansprache von Neukunden einzusetzen. Ein äußerst wichtiges Instrument - denn pro Jahr verlieren Versandunternehmen zwischen 15 bis 20 Prozent ihrer Kunden (durch Tod, Zahlungsunfähigkeit, kein weiteres Kaufinteresse etc.).

Künftig sollen potenzielle Neukunden nur noch beworben werden, wenn deren schriftliche Einwilligung vorliegt. "Wenn das so käme", so Palm, "würde der Adressmarkt fast komplett zusammenschrumpfen. Statt derzeit 60 Millionen stünden nur noch rund drei Millionen Adressen (mit Einwilligung) zur Verfügung". Viele Adress-Broker müssten ihre Tätigkeit einstellen. Und für Versandbuchhändler könnte sich dies existenzbedrohend auswirken.

Noch ist nicht klar, wann die Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes verabschiedet wird. "Es könnte einen Schnellschuss geben", hält Palm für möglich. Besser wäre es aber, wenn die Novelle erst nach der Bundestagswahl beschlossen würde. Dann könnte man in Ruhe darüber verhandeln und nach Kompromisslösungen suchen.

Weiteres Thema war die Finanzierung von Versandunternehmen in Krisenzeiten (Vortrag des Unternehmensberaters Rolf Reisinger). Verbandsjustiziar Christian Russ informierte über aktuelle Entscheidungen zum Widerrufsrecht, zur Haftung für rechtsverletzende Inhalte in Büchern (viele Versender werden deshalb Abmahnopfer) und zur Preisbindung in Österreich und der Schweiz. Russ wies zugleich auf die wachsende Bedeutung von E-Books auch für den Versandbuchhandel hin. Schließlich sei es in den USA ein Versandunternehmen, dass mit E-Books besonders erfolgreich sei.

Neben der Mitgliederversammlung steht auch die alljährliche Buchausstellung auf dem Programm, bei der mehr als 100 Verlage Novitäten zeigen, die für Versender von besonderem Interesse sind. Im Bundesverband der Deutschen Versandbuchhändler sind 159 Buchhandelsunternehmen und 63 Verlage organisiert.