Antiquariat

Gemeinschaftskatalog der Antiquare – ein Gespräch mit den Redakteuren

5. Juni 2009
von Börsenblatt
Vor zwei Wochen ist der erste "Gemeinschaftskatalog der Antiquare" erschienen. Wir haben mit den Redakteuren Hartmut Erlemann und Hermann Wiedenroth gesprochen.

Herr Erlemann, Herr Wiedenroth, wie wird man Redakteur des "Gemeinschaftskatalogs der Antiquare"?

Erlemann: Einfach gesagt: auf eine Anfrage des Vorstands der Genossenschaft der Internet-Antiquare. Wie fast immer, wenn es um ehrenamtliches Engagement geht, ist die allgemeine Zurückhaltung groß. Wir sagten zu, weil wir einige Erfahrungen mit der Redaktion von Sammelwerken, Messekatalogen oder dem zwischen 1962 und 1999 erschienenen Gemeinschaftskatalog des Verbands Deutscher Antiquare vorweisen konnten.

Wiedenroth: Es mag auch ein Zeichen langsamen, aber sehr sicheren Älterwerdens sein, dass einem zunehmend Ehrenämter angetragen werden.

 

Halten Sie die Idee einer Wiederbelebung eines Gemeinschaftskatalogs für sinnvoll?

Wiedenroth: Einem von vornherein unsinnigen Unternehmen hätten wir mit Sicherheit keine Minute gewidmet! Allein schon die Tatsache, dass sich 93 überaus individuelle Antiquare ohne langes Zögern zusammenfinden, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, verdient doch höchste Achtung…

Erlemann: … zumal der ehedem doch erfolgreiche, aber auf Mitglieder beschränkte Verbandskatalog trotz mehrerer Anläufe die Hürden nicht mehr nahm. Schade eigentlich. Vielleicht war es einfach an der Zeit, die Teilnahme einem weiteren Kollegenkreis zu öffnen.

 

Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Bearbeitung des Katalogs?

Erlemann: Die Zeit, die es nun einmal kostet, mit so vielen Teilnehmern zu kommunizieren und schließlich alle Beiträge termingerecht unter Dach und Fach zu bringen.

Wiedenroth: Ich hatte das Ziel, die einzelnen Katalogbeiträge rein formal anzugleichen, also einem durchgängigen Beschreibungsschema unterzuordnen, der bequemeren Lesbarkeit des Großen Ganzen wegen. Das ist teilweise geglückt, traf bei einigen Kollegen aber auch auf ungestümen Widerstand – die mächtige Macht der Gewohnheit halt, über die ich die Stirn zwar in bedenkliche Falten zog, ohne meinen Dickkopf jedoch überall durchsetzen zu wollen. Schon haben wir ein Mäppchen mit Anregungen, Verbesserungsvorschlägen und Kritik für den nächsten Katalog angelegt.

 

Auch der Gemeinschaftskatalog des Verbands Deutscher Antiquare wurde seinerzeit ehrenamtlich bearbeitet; aber lässt sich dieses Engagement bei so umfangreichen Projekten auf Dauer aufrechterhalten?

Erlemann/Wiedenroth: Im Prinzip schon.

Erlemann: Obwohl es nicht ohne war, gleich einen so dicken Katalog aus der Taufe zu heben. Ein moderates Honorar wäre nicht zu verachten…

Wiedenroth: Erst einmal wollen wir abwarten, wie unser Katalog beim Publikum ankommt. Florian Hardwig, seines Zeichens jüngster Tiemann-Preisträger, hat uns einen Umschlag entworfen, der sich jedenfalls nicht übersehen lässt…

Erlemann: ... und mit den vier angedeuteten Schriften Fraktur, Antiqua, Jugendstil und Bauhaus gleich die Bandbreite des Antiquariatsbuchhandels fast absteckt…

Wiedenroth: ...was förmlich nach einer Fortsetzung im nächsten Jahr schreit.

 

Etwas grundsätzlicher gefragt: seit einiger Zeit scheinen hierzulande wieder mehr gedruckte Antiquariatskataloge verschickt zu werden. Sehen Sie da einen Trend? Oder steckt hinter der 'Beobachtung' eher Wunschdenken?

Erlemann: Ein schön gedruckter Katalog passt einfach besser zum bibliophilen Buch. Mit Katalogen lässt sich Antiquariatsgeschichte schreiben, mit dem flüchtigen Internet nicht – oder wenigstens nicht ohne größere Schwierigkeiten.

Wiedenroth: Am Ende wird es auf beides hinauslaufen, den gedruckten Katalog, dessen Inhalt etwas später im Internet abrufbar sein wird, so, wie wir es mit dem Gemeinschaftskatalog vorexerzieren.

Erlemann: Weißt' bescheid!

Danke für das Gespräch!

Die Fragen stellte Björn Biester.

 

Bestelladresse für den Gemeinschaftskatalog der Antiquare 2009: Genossenschaft der Internet-Antiquare e. G., Luxemburger Straße 31, 13353 Berlin, Tel. 030/46604908, Fax 030/46604936, service@prolibri.de