Buchtage Berlin 2009

Medien im Sortiment? Die Kompetenz entscheidet!

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Wie kann der Buchhandel von den Randsortimenten Musik und Film profitieren? Bei einer "buchreport"-Veranstaltung im Forum Zukunft der Buchtage in Berlin wurde diese Frage prinzipiell positiv beantwortet. Vorausgesetzt, die Sortimenter sind bereit, sich mit den Zusatzangeboten intensiv zu beschäftigen. "Man kann diese Sachen nicht einfach in der Buchhandlung abstellen", warnte Julia Claren, Geschäftsführerin vom KulturKaufhaus Dussmann.

"Gestern Buchhändler, heute Medienhändler, morgen...?", betitelte der "buchreport" seine Veranstaltung. Die Herausforderungen des stationären Buchhandels fasste "buchreport"-Chefredakteur Thomas Wilking zusammen: ungebremstes Flächenwachstum, stagnierende Buchumsätze, Konkurrenz durch den Online-Buchhandel. Die von ihm sikizzierte Lösung: Mit Rationalisierung sparen und das Sortiment zu arrondieren. Fest etablierte Zusatzsortimente sind natürlich Kalender und Hörbücher, mit Einschränkungen Schreibwaren, Presse und Nonbooks. Soweit die Ausgangslage. 

Musik spielt auch im Buchhandel

Das erste Statement kommt von Michael Haentjes, Alleinvorstand der Edel AG.  Der Musikmarkt in Deutschland lag 2008 bei 1,5 Milliarden Euro. Davon gingen laut Haentjes 5 Prozent über den Buchhandel. "Das ist nich viel, denn die Hälfte der Buchhandelskunden sind auch Musik-Käufer, aber nur 12 Prozent kaufen Musik-CDs auch im Buchhandel", erklärte der Edel-Chef in Berlin.

Positives Image, kulturelle Vielfalt, Kompetenz und Qualität - dafür stehe der Buchhandel, lobt Haentjes seine potentiellen Handelspartner. Unterstützten will Edel den Buchhandel u.a. mit einer aktiven Sortimentsgestaltung, mit einer eigenen Logistik und mit einem flexiblen VMI-System für filialspezifische Anpassungen.

Illuminate auf DVD - im Buchregal

Notwendiges Übel oder attraktives Ergänzungsprogramm? Alexander Follmann, Sony Pictures, versuchte in Berlin zu erklären, warum auch die DVDs unbedingt in den Buchhandel gehören. Im Programm bei Sony ist z.B. der Bestseller "Illuminati", aktuell auf Platz 1 der deutschen Kinocharts. Den Vorgänger-Film von Dan Brown haben mehr als 5 Millionen Menschen im Kino gesehen, 1 Millionen Mal hat Sony den Streifen eigenen Angaben zu Folge auf Konserve verkauft. Sony plant das Sortiment mit Schulungen, Anzeigenkampagnen und Werbemaßnahme zu unterstützen, kündigte Vollmann in Berlin an. Auch eine "dem Buchhandel zugewandete Konditionierung" versprach Vollmann den Sortimentern, die den Einstieg ins Filmgeschäft wagen.

Medienhäuser sind die Zukunft...

Seit 12 Jahren erfolgreich ist das Berliner KulturKaufhaus Dussmann. 60 Prozent der Fläche reserviert Dussmann dem Buch - und setzt damit 60 Prozent vom Gesamtumsatz um. Geschäftsführerin Julia Claren hät die Idee, alle Medien unter einem Dach zu haben, für völlig naheliegend. "Wir treten jetzt in eine Restrukturierungsphase ein", sagte Claren in Berlin. Für diese Phase gebe sich das KurlturKaufhaus zwei Jahre Zeit. Am Anfang dieses Prozesses habe eine Innenschau gestanden: so habe z.B. fast jeder festangestellte Dussmann-Mitarbeiter Einkaufsverantwortung. "Das macht einen großen Teil unseres Erfolgs aus", so Claren. Ein zentraler Aspekt des Erfolgs sei auch die lokale Anbindung an Berlin. Das KulturKaufhas in Stuttgart? Wohl kaum. Claren: "Wir sind bis hin zur Ladeneinrichtung einfach berlinisch". Medien im Buchhandel hält Claren nur dann für sinnvoll, wenn sich der Sortimenter auch tatsächlich mit den Zusatzsortimenten auseinandersetzt: "Wenn Sie keine Ahnung haben, könnte Ihr Kunde annehmen, dass Sie auch von Ihrem Buchsortiment keine Auskunft geben können", gibt sie zu bedenken. Die Kompetenzfrage müsse ab einer gewissen Größe des Medienangebots unbedingt beantwortet werden können, so Claren. 

Und was wollen die Kunden?

Viola Taubes Kunden jedenfalls sind auch ohne Musik im Buchhandel glücklich. "Ich liebe Bücher", sagt die Buchhändlerin aus Nordhorn, "das wissen meine Kunden und deshalb kaufen sie auch bei mir ein", so Taube. Eine kleine DVD-Auswahl sei seit Anfang des Jahres vorhanden, für Musik fehle einfach die Kompetenz. Viel selbstverständlicher seien die Nonbooks, die zumindest bei Viola Taube fast 20 Prozent vom Umsatz ausmachen. Ihr Fazit: "Die Ausweitung muss ganz individuell entschieden werden. Sie brauchen unbedingt jemanden, der sich Spaß daran hat".