Buchtage Berlin

Mehr Deutlichkeit gegenüber dem Gesetzgeber

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Verleger kündigten in ihrer Fachgruppenversammlung an, die Politik mehr denn je in die Pflicht nehmen zu wollen, um Urheberrecht auch im digitalen Zeitalter durchzusetzen. Engagiert und kontrovers diskutiert wurde über das Für und Wider des Google Settlements. Gewählt wurde zudem die Mitglieder des  Verleger-Ausschuss für die neue Amtsperiode, Karl-Peter Winters wurde dabei als Vorsitzender bestätigt.
Karl-Peter Winters, Vorsitzender des Verleger-Ausschusses, kündigte an, dass der Börsenverein schärfere Worte gegenüber der Politik finden werde, um die Interessen des Buchhandels durchzusetzen. Die Aufmerksamkeit, die der Heidelberger Appell fand, zeige, dass es nötig sei, lautstark auf Missstände hinzuweisen und den Gesetzgeber in die Pflicht zu nehmen.
Eine Internetabgabe nach dem Vorbild der Rundfunkgebühr nannte Winters „groben Unfug“: dahinter steht kein Konzept, das sind nur Schlagworte, so Winters. In einer Kulturflatrate könne keine Lösung der Urheberrechtsprobleme und der Internetpiraterie liegen. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, sagte Winters.

Joerg Pfuhl, Geschäftsführer von Random House, sollte aus Karlsruhe zugeschaltet werden, dort fand heute beim Bundesgerichtshof die mündliche Verhandlung zum Streit um Übersetzerhonorare statt. Wegen der unsicheren Telefonverbindung verzichtete man aber darauf, stattdessen fasste Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang Pfuhls Eindrücke vom ersten Tag zusammen. Die Richter favorisieren danach eine verrechenbare Beteiligung der Übersetzer. Mit einem Urteil wird im September gerechnet.

In einem Podiumsgespäch stritten Verleger und der Google-Justiziar Arnd Haller über Pro und Contra des Google Book Settlements.
Rüdiger Salat plädierte für das Google Settlement. Er habe zwar viele Vorbehalte gegen das Vorgehen von Google, im Ganzen halte er es für inakzeptabel. Es sei ein Skandal, dass man so lange streiten musste, um Rechtsbrüche und Missbräuche zurückzunehmen. Google sei ein hochprofessionelles, skrupellos vorgehendes Unternehmen. Dennoch halte er das Settlement in Summe für eine vernünftige Lösung. Es sei ein riesiger Kraftaufwand gewesen, zu dieser Vereinbarung zwischen Google und amerikanischen Verlagen zu kommen. „Das Settlement ist eine Chance, gemeinsam Bücher zu vermarkten“, schloss Salat.
Manfred Antoni hielt dagegen: Wenn man mit Google spricht, hat man das Gefühl, eine Ameise zu sein, die mit einem Bären spricht und dabei dauernd aufpassen muss, nicht zertreten zu werden. Google wäre in Zukunft nicht mehr nur Suchmaschine, sondern auch Verleger, Buchhändler und Bibliothekar, glaubt Antoni. Das Unternehmen würde dann eine Monopolstellung bei der Vermarktung digitaler Bücher einnehmen.
Haller zufolge sähe Google sich nicht als Bär, sonder eher als ungeliebte Braut. Google wolle nicht selbst zum Verlag werden, sondern mit den Verlagen zusammenarbeiten.
In einer emotionalen Rede warnte Vittorio Klostermann davor, sich für das Settlement zu entschieden: „Die Autoren würden es uns nicht verzeihen, wenn wir die 60 Silberlinge nehmen und unsere Prinzipien dafür über Bord werfen. Wir müssen uns für die Objections entscheiden“, sagte er. Salat entgegnete, dass man den Autoren nicht schade, sondern ihnen eher zu mehr Umsätzen verhelfe.
Die Verleger stimmten schließlich mit großer Mehrheit dafür, dass der Börsenverein Objections geltend machen soll, auch auf die Gefahr hin, dass der Vergleich, also das Settlement, kippt.

In den neuen Verleger-Ausschuss (Amtsperiode 2009 bis 2012) gewählt wurden: Karl-Peter Winters (Vorsitzender), Matthias Ulmer, Rüdiger Salat, Konrad Delius, Klaus Kellner, Antje Kunstmann, Albrecht Hauff, Thomas Carl Schwoerer, Manfred Antoni, Joerg Pfuhl und Peter Kraus vom Cleff.