Konferenz Verlag 3.0

"Erst die Zielgruppe, dann das Geschäftsmodell"

1. Juli 2009
von Börsenblatt
Geschäftsmodelle für den digitalen Verlag - das ist das Thema der Konferenz Verlag 3.0, zu der die Akademie des Deutschen Buchhandels heute ins Literaturhaus München eingeladen hat. Moderator der Veranstaltung ist Ehrhardt F. Heinold von Heinold, Spiller & Partner in Hamburg. 

Die Revolution der Verlagswelt kommt von unten: Veränderte Kundenbedürfnisse und neues Mediennutzungsverhalten sind die Treiber neuer Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter. Um so wichtiger wird es für Verleger, die Kunden besser kennenzulernen.

In seinem Eröffnungsvortrag nannte Thomas Hess, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik der Ludwig-Maximilians-Universität München, fünf Faktoren, die das Verlegen grundlegend verändern werden: Mehrkanalstrategien (nicht nach Rezept), Personalisierung von Content (in Grenzen), die Einbeziehung der Rezipienten (aber die Monetarisierung von User Generated Content bleibt offen), eine veränderte Wertschöpfungsstruktur und neue Spielregeln am Markt. Verleger müssen sich, so Hess, von vertrauten Vorstellungen verabschieden: Medium und Inhalt bilden nicht mehr, wie beim gedruckten Buch, eine Einheit, sondern zerfallen in Inhalt, Medium und Hardware, auf der ein Inhalt wiedergegeben werden kann. Plattformen werden geschäftsentscheidend, weil auf ihnen nicht nur der Kontakt zum Kunden hergestellt wird, sondern zugleich der Vertrieb (Download) stattfindet.

Wie neue Geschäftsmodelle aussehen könnten, diskutierten Frank Antwerpes (Vorstandsvorsitzender von DocCheck), Ralf Müller (Geschäftsführer Droemer Knaur) und Bernd Meidel (Leiter Operations bei Vogel Business Media). Erfrischend provokant war die These von Antwerpes: „Mich interessiert nicht sosehr das Geschäftsmodell, sondern die Frage, wie ich mit meiner Zielgruppe Geld verdiene.“ Das müssten nicht nur verlagstypische Produkte sein, sondern zum Beispiel Communities – etwa eine Website zu Liebesromanen, die mit einer Partnervermittlung verknüpft ist. Ralf Müller hat das bei Droemer Knaur mit historischen Romanen versucht – doch die Community lief nicht. Auch die Kunden der Vogel-Business-Fachmedien sind offenbar eher konservativ. Sie nutzen den angebotenen Content, interaktive Funktionalitäten wie das Zusammenstellen eigener E-Paper interessieren sie hingegen kaum.

Weitere Themen der Konferenz sind unter anderem die Vermarktung von E-Literatur in Asien, die Finanzierung von Content- und Community-Portalen sowie die Revolutionierung von Workflows durch neue Geschäftsmodelle.