Mehr Respekt, bitte

Bei Wind und Wetter steht Herr Fiedler vor der Dombuchhandlung in Osnabrück und verkauft die Straßenzeitung. Manch mal bringen die Buchhändler ihm einen Kaffee raus, und dann reden sie ein bisschen, über das Wetter und die Gesundheit. Das Schicksal des ehemaligen Hotelbesitzers, der hochverschuldet und alkoholkrank auf der Straße landete, war für Dombuchhändler Matthias Zumbrägel Anlass genug, die örtliche Caritas-Kampagne für "soziale Manieren" mit eigenen Aktionen in der Buchhandlung zu unterstützen.

Slogan kommt an bei Osnabrückern 

Die Kampagne wirbt für einen freundlichen, respektvollen Umgang mit Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen an den Rand der Gesellschaft geraten sind. "Respekt – Alles andere kommt mir nicht in die Tüte!": Bei den Osnabrückern kam dieser Slogan gut an. Er steht auf den Einkaufstüten, die von der Caritas zur Unterstützung der Aktion an interessierte Händler verkauft werden. Immer wieder kamen Leute in die Buchhandlung und fragten, ob sie eine Tüte bekommen könnten, auch ohne Buch. 500 Stück waren schnell
vergriffen.

Die Buchhändler hatten ein Schaufenster mit Büchern zu sozialen Brennpunkten gestaltet, darunter etliche Kinder- und Jugendbücher, die einen Schwerpunkt der christlichen Buchhandlung bilden. Bestseller der Aktion: "Asphalt Tribe. Kinder der Straße" von Morton Rhue (Ravensburger) und das Buch "Ein mittelschönes Leben" von Kirsten Boie und Jutta Bauer, das in Zusammenarbeit mit der Hamburger Straßenzeitung "Hinz & Kunzt" entstanden ist. "Die Caritas-Aktion war für uns Anlass, zu zeigen, dass unser Sortiment Vorurteile abbauen und Hilfe und Anregung zu diesen Themen geben kann, nicht immer nur theologische", sagt Matthias Zumbrägel.

Übrigens – Herr Fiedler hat seine Alkoholsucht überwunden und eine eigene Wohnung gefunden. Seinen Unterhalt bessert er mit dem Verkauf der Straßenzeitung auf.