Mit oder ohne DRM

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Ankündigung von libreka! in Zukunft auch hartes DRM anbieten zu können, hat wieder  einmal die üblichen Milchtöpfe zum Überschäumen gebracht. Warum nur?
Ganz nüchtern betrachtet ist es doch ein Vorteil, wenn es bei DRM ein "mit" und ein "ohne" gibt. Dass also der, der "mit" DRM sein möchte "mit" sein kann, und der, der "ohne" sein möchte, "ohne".

Wenn der, der "ohne" DRM sein möchte "mit" sein muss, ohne dass er eine Alternative hat, oder der, der "mit" DRM sein möchte "ohne" sein muss, dann ist das kein Fortschritt, sondern einfach nur eine Einengung der Wahlmöglichkeiten, weniger Freiheit eben.

In den ideologischen Kämpfen, die sich rund um das Thema "darf ich klauen und wenn nein, wo?" abspielen, geht es eigenartigerweise immer um Freiheit im paradoxen Sinn. Die, die für Freiheit für alle eintreten, fordern einen Freiheitsentzug für ihre Gegner. So auch bei DRM. Wer für eine ungehinderte Weitergabe von Daten ist, der setzt sich dafür ein, dass DRM verboten wird. Und wenn er das schon nicht
legislativ erreichen kann, so doch wenigstens durch Ächtung oder durch Menetekeln ("tuts nicht wie die Musikindustrie...!")

Dabei ist doch alles ganz einfach, ganz nüchtern betrachtet natürlich nur: Es tue jeder was er mag. Und ehe zwei Jahre rum sind, werden wir wieder zusammen kommen und sehen, wer es vermocht hat, sich mit seiner Lösung, mit oder ohne, vor Gott und den Menschen angenehm zu machen.

Angenehm machen? Mit DRM? Es gab Zeiten, als die ideologischen Kämpfe das ruhige Nachdenken noch nicht verhindert haben, da sah man in DRM auch die ungeheuren Vorteile, die das dem Leser bietet: nur noch für das zahlen zu müssen, was man wirklich benutzt, nicht mehr für die Verfügbarkeit sondern nur für die effektive Nutzung.

Für den, der zahlt, ist das ein Gewinn. Für den, der keine Lust aufs Zahlen hat, natürlich nicht. Müssen wir uns also entscheiden, bei wem wir uns angenehm machen wollen? Bei dem, der zahlt, oder bei dem, der
nicht zahlt? Wir wollen uns ja gerne bei allen beliebt machen. Ist das der Grund, dass wir gerade ernsthaft darüber nachdenken, alles zu verschenken, damit wir nicht beklaut werden?

Wie schön, wenn man bei so schwierigen Fragen einfach seinen Weg gehen kann, ob linksrum oder rechtsrum, mit oder ohne. Jeder kann seine Erfahrungen machen, jeder kann sich mit anderen austauschen.
Und am Ende sind wir alle schlauer. Vielleicht heißt es dann, dass "mit" für die einen, "ohne" für die anderen besser ist, sowohl als auch, nicht entweder oder. Viel spricht dafür. Denn "entweder oder" entstammt mehr den Sphären der Ideologie, während dem "sowohl als auch" der bunte Schmuck des wahren Lebens umhängt.