Buchhändlerisches Fachwissen gut, Rechnungswesen nicht: Bestätigt das alte Vorurteile, nach denen sich die Sortimenter lieber mit Inhalten beschäftigen als mit Zahlen? Kolb-Klausch: Keineswegs, denn vor einem Jahr war es noch nicht so, da lag der Durchschnitt bundesweit noch bei der Note 3. Bei der darauffolgenden Prüfung vor einem halben Jahr hatte sich die Note dann bereits etwas verschlechtert, bevor sie bei der Prüfung 2009 dann ja bekanntermaßen eingebrochen ist.
Können Sie sich diese Veränderung erklären? Kolb-Klausch: Wir sind gerade dabei, den Sachstand zu analysieren. Es gab einige Veränderungen in der Prüfungsmethode, teils mehr offene Fragen, teils mehr Multiple Choice, teils andere Formen - zum Beispiel wurde der Kontenrahmenplan in seiner Struktur verändert: Früher gab es einzelne Auszüge, diesmal nur einen einzigen großen Kontenrahmenplan.
Wurden denn andere Stoffe abgefragt als bislang? Kolb-Klausch: Es kam wohl deutlich mehr Buchführung als in den vergangenen Prüfungen dran, auch mehr Stoff aus den ersten beiden Lehrjahren als aus dem dritten. Das alles mögen kleine Mosaiksteinchen sein, aber ich glaube, entscheidend war etwas anderes.
Nämlich? Kolb-Klausch: Es gab diesmal einen viel stärkeren Handlungsbezug in den Aufgabenstellungen, was ich grundsätzlich sehr begrüße. Aber die Schüler haben die gestellten Aufgaben, wie mir viele Schüler berichteten, als irritierend und ganz anders empfunden als die Aufgaben, die ihnen bislang im Unterricht vertraut waren. Schüler wollen immer gerne die im Unterricht eingeübten Lösungswege gehen. Aber hier hätten Sie die Freiräume nutzen müssen und darauf waren sie offensichtlich nicht genügend vorbereitet.
Was kann man tun, um sich für die nächste Prüfung besser zu rüsten? Kolb-Klausch: Den Schülern müssen die größeren Handlungsfreiräume vermittelt werden. Dann können sie die offenen Antwortmöglichkeiten - die sie ja beispielsweise in Buchhandelsbetriebslehre hervorragend anwenden - auch bei den Fragen des Rechnungswesens nutzen. Die Anwendung von Wissen in offeneren Kontexten muss auch hier stärker eingeübt werden. Damit waren die Schüler noch nicht ausreichend vertraut.
Welche Schritte wollen Sie konkret unternehmen?
Kolb-Klausch: Wir intensivieren unsere Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für Prüfungsaufgaben, um den Ausbau der Branchen- und Praxisnähe der Prüfungen weiter zu unterstützen. Darüber hinaus können wir so die Veränderungen bei Prüfungsmethoden und -inhalten schneller erfahren und dann sofort an die Berufschullehrer und damit an die Schüler kommunizieren.