Studentische Initiativen – eine Alternative zum Unieinerlei

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Im Grunde ist eine Universität der perfekte Nährboden für kreative Ideen – den „Input“ liefert das jeweilige Studium – den „Output“ die Studenten selbst, indem sie Gelerntes anwenden. Die Uni bietet dabei gerade engagierten und vom Thema begeisterten Studenten/Innen, die bereit sind, sich auf eigene Initiative hin neben dem Unialltag einem Projekt zu verschreiben, ein hervorragendes Umfeld.

Auf den ersten Blick erscheint zwar das Bild eines solchen Studierenden reichlich idealisiert, erfüllen doch viele das Klischee, angesichts von vollgepackten Stundenplänen nur das Nötigste zu erledigen. Trotzdem gibt es studentische Gruppen, die ohne Anstoß von Dozenten, Projekte selbst in Angriff nehmen. An dieser Stelle möchten wir einige der studentischen Initiativen der Erlanger Buchwissenschaft vorstellen.

Ausgangspunkt für einige Projekte bildet die langjährig aktive Fachschaftsinitiative (FSI) Buchwissenschaft, die nicht nur als Vermittler zwischen Dozenten und Studenten agiert, sondern sich darüber hinaus in hochschulpolitischen Gremien für die Belange der Studierenden einsetzt. So ist aus einem Teil der FSI Buchwissenschaft beispielsweise ProBuch – die Studentische Initiative der Erlanger Buchwissenschaft entstanden, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, abseits von Seminaren und Vorlesungen, einen Einblick in die Praxis der Verlagswelt sowie des Zwischen- und Sortimentsbuchhandels zu erhalten. Aus diesem Grund erstellt ProBuch seit einigen Semestern das Konzept der Vortragsreihe „Alles Buch“, die im kommenden Wintersemester bereits zum 13. Mal stattfinden wird, und lädt dazu Personen aus der Buchbranche zu Vorträgen mit anschließender Diskussion ein. Außerdem betreut ProBuch den Auftritt der Erlanger Buchwissenschaft auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig und organisiert darüber hinaus regelmäßig Wochen- und Tagesexkursionen in verschiedene Städte zu großen und kleinen Unternehmen der Verlags- und Buchhandelswelt. Zuletzt war ProBuch beispielsweise in Hamburg und als Tagesexkursion in Frankfurt bei der Stiftung Buchkunst und Suhrkamp sowie bei der FAZ und dem Börsenverein. Davon angeregt entstand übrigens auch die Marginalglosse.

Eine Art Vorgängerprojekt der Marginalglosse ist Sofalehne, ein Onlinemagazin, das Hören, Sehen und Lesen verbindet. Als eine der ersten Gruppen beschloss Sofalehne bereits in der Anfangsphase des Web 2.0 online zu gehen. Das Ergebnis sind vielfältige Artikel zu jeweils einem Themenschwerpunkt, z. B. Ausland oder Zukunft.

Ein gutes Beispiel, welche Dimensionen ein studentisches Projekt annehmen kann, bietet Abenteuer Buch: Ursprünglich von zwei Studenten konzipiert, ist die Initiative, die sich der Leseförderung im Kindergarten- und Grundschulalter verschrieben hat, mittlerweile in vielen Teilen ins buchwissenschaftliche Institut integriert, und hat auch externe Auszeichnungen erhalten. Seit einigen Semestern gibt es regelmäßig Seminare der Projektgruppe, die von den studentischen Projektleitern gehalten werden. Höhepunkte der letzten Jahre waren ein zweitägiges Symposium mit zahlreichen Experten aus Wissenschaft und Praxis, eine eigene Station während der Langen Nacht der Wissenschaft in Erlangen/Nürnberg und die Herausgabe eines Symposiumsbandes, welcher jüngst auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde.

Sowohl dieser Erfolg von Abenteuer Buch als auch das Bestehen über Jahre hinweg von ProBuch und der FSI sprechen dafür, dass sich diese Projekte innerhalb der Buchwissenschaft zu festen Größen etabliert haben. Das heißt aber nicht, dass kein Raum mehr für weitere Ideen wäre – ganz im Gegenteil. So entstanden in jüngster Zeit nicht nur die Marginalglosse, sondern auch einige von Einzelpersonen initiierte Projekte. Am 10. Februar 2009 ging z.B. die Buchwissenschaftsstudentin Daniela Preiß mit ihrem Blog Die Lesewelt der Blinden ebenfalls auf Boersenblatt.net an den Start. Als junge Frau, die genau weiß, wovon sie spricht, gibt sie regelmäßig Einblicke in einen Bereich des Buchmarktes, der oft übersehen wird. Zweischneidig fährt Philipp Schmitz mit seinem Portal buchwissenschaft.net. Eine Komponente, die es beinhaltet, ist ein Weblog zur Alles-Buch-Vortragsreihe. Weiterhin beherbergt es eine Kommunikationsplattform im Wiki-Format, die v.a. den Bachelor-Studenten zum Wissensaustausch dienen soll und die Beiträge daher nach Modulen geordnet hat.

Erfreulicherweise werden die vielen von Studenten initiierten Projekte von ihren Kommilitonen, die davon z.B. durch Exkursionen profitierten, sehr gut angenommen. Trotzdem zeichnen sich für die Zukunft bereits einige Probleme deutlich ab. So kämpfen bedauerlicherweise bereits jetzt viele studentische Initiativen auf Grund der kurzen Verweildauer der Bachelorstudenten an der Uni und deren vollgepackten Stundenpläne mit Nachwuchsproblemen. Es bleibt zu hoffen, dass die Initiativen auf Dauer trotzdem weiter existieren können.