Kommentar

Ammann schließt: "Eine Niederlage ist es trotzdem"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Es wäre die größere Leistung eines großen Verlegers gewesen, einen neben sich gelten zu lassen. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.
Hut ab, Respekt, Chapeau – mit diesen Worten haben Leser die Ankündigung Egon Ammanns, seinen Verlag zu schließen, auf boersenblatt.net kommentiert. Einen Verlag, unter dessen Namen in fast 30 Jahren großartige Bücher erschienen sind; häufig solche, die mehr kosten als sie einbringen, zumindest finanziell.
Und zweifellos verdient die Entschiedenheit, mit der hier einer sagt: "Alles hat seine Zeit" Hochachtung. Denn der Satz meint in schonungsloser Nüchternheit ja auch: Meine Zeit, da ich dem Verlag entscheiden­de Impulse geben konnte, ist vor­über, und ohnehin sind die Zei­ten nicht so, dass man sie mögen muss.
Die Liquidierung sei die sauberste Lösung, sagt Ammann. Und wer ihn kennt, der wird wissen, wie weh ihm dieser Satz tun muss.

Aber vielleicht wären diese Schmerzen noch übertroffen worden, wenn Egon Ammann sich zu einer anderen Lösung hätte durchringen können. Dann nämlich, wenn einer der Versuche, einen Nachfolger zu finden, geglückt wäre. Sie sind gescheitert, vierfach gleich. Das allein dem mangelnden Einsatz der Jungen zuzuschreiben, wie Ammann es tut, kann kaum die ganze Wahrheit sein. Und obendrein einer ganzen Generation zu attestieren, sie sei "das Dienen" nicht mehr gewöhnt, "den persönlichen Einsatz ohne Rücksicht auf das eigene Wollen", erscheint vermessen.
Es wäre die größere Leistung eines großen Verlegers gewesen, einen neben sich gelten, ihn seinen eigenen Weg gehen zu lassen. Ammann hat das nicht geschafft.
Sein Entschluss ist konsequent, ein Beharren auf die eigenen Maßstäbe drückt sich darin aus. Eine Niederlage ist es trotzdem.