Bilanz

Krise bei Bertelsmann: 333 Millionen Euro Verlust im 1. Halbjahr

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Krisenmeldungen aus Gütersloh: Der Umsatz des Konzerns sank von Januar bis Juni auf 7,2 (Vorjahr: 7,7) Milliarden Euro; das operative Ergebnis ging um fast ein Drittel auf 475 (685) Millionen Euro zurück. Bertelsmann musste offenbar Rückgänge auf ganzer Linie verzeichnen - sowohl der Fernsehkonzern RTL Group, als auch die Verlagsgruppen Random House, Gruner + Jahr sowie das Club- und Buchhandelsgeschäft waren rückläufig. Eine stabile Entwicklung zeigte nur die Dienstleistungstochter Arvato.
Trotz konzernweiten Kosten- und Effizienzprogramm musste Bertelsmann ein negatives Ergebnis in Höhe von minus 333 Millionen Euro hinnehmen – nach einem Plus von 372 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Als Grund für das schlechte Ergebnis nennt Bertelsmann den Einbruch der Werbemärkte und die Konsumzurückhaltung in vielen Ländern. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Stabilisierung der Kerngeschäfte entfalteten aber in allen Unternehmensbereichen erste positive Wirkung, heißt es aus Gütersloh. Der volle Ergebniseffekt werde im zweiten Halbjahr eintreten. Positive Impulse kämen auch aus dem Dienstleistungsbereich, der angesichts des steigenden Effizienzdrucks in vielen Unternehmen vermehrt Outsourcing-Nachfragen verzeichnet.

„Unsere strikte Kostendisziplin beginnt sich auszuzahlen. Jeder Bereich einschließlich der Konzernzentrale hat konsequent alle Kosten und Strukturen auf den Prüfstand gestellt. Die Maßnahmenpakete, die im Zuge dieses Programms geschnürt wurden, zeichnen sich durch eine große Bandbreite aus, und sie werden allein in diesem Jahr Einsparungen von mehr als 900 Mio. € bringen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Hartmut Ostrowski. „Wir steuern den werbebedingten Umsatzrückgängen entschlossen entgegen. Oberste Priorität hat es für uns derzeit, die bestehenden Geschäfte zu stabilisieren, die Liquidität zu schonen und das Ergebnis zu sichern. Damit werden wir das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickeln und die Voraussetzungen für künftiges Wachstum schaffen.“

Random House

Die Publikumsverlagsgruppe verzeichnete im ersten Halbjahr im US-Einzelhandel Rückgänge beim Umsatz und beim operativen Ergebnis. Im deutschsprachigen Raum habe die Verlagsgruppe Random House "sehr gute Verkaufszahlen und eine starke Präsenz auf den Sachbuch-Bestsellerlisten" erzielt, heißt es im Bilanzbericht. Random House erwarb im Berichtszeitraum den kalifornischen Verlag Ten Speed Press. Die Buchgruppe habe in allen Kernmärkten ihre digitalen Angebote massiv ausgebaut und in den USA, Großbritannien und Deutschland einen "starken Absatzanstieg" bei E-Books verzeichnet, so weiter.


Arvato

Der Medien- und Kommunikationsdienstleister erzielte laut Bilanzbericht im ersten Halbjahr ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau.

Direct Group

Im Club- und Buchhandelsgeschäft musste Bertelsmann Federn lassen: Während die Geschäfte in den französischsprachigen Ländern weitgehend stabil blieben, wies der deutsche Club schrumpfende Mitgliedszahlen und einen Rückgang des Direktmarketinggeschäfts auf. Im südeuropäischen Raum, der besonders stark unter der Wirtschaftskrise leidet, sanken die Mitgliederumsätze spürbar. In Frankreich wurden die Clubgeschäfte restrukturiert, in Spanien und Österreich wurde der strukturelle Umbau vorangetrieben.